2011-05-27 13:37:00

Serbien: Ruhe nach Mladic-Verhaftung


RealAudioMP3 Die serbischen Medien sprechen von Erleichterung nach der Festnahme von Ratko Mladic. Der mutmaßliche Kriegsverbrecher wurde am Donnerstag etwa sieben Kilometer von der nordserbischen Stadt Zrenjanin verhaftet. 16 Jahre lang war er auf der Flucht. Angeblich befindet sich der unter anderem für das Massaker von Srebrenica im Bürgerkrieg in Bosnien-Herzegowina verantwortlich gemachte Mladic in einem schlechten Gesundheitszustand. Der katholische Bischof von Zrenjanin, Laszlo Nemet, ist froh, dass der meistgesucht Kriegsverbrecher Europas endlich geschnappt wurde. Doch seien damit nicht alle Probleme gelöst, so der Bischof gegenüber Radio Vatikan.

„Die Reaktion der Serben auf diese Nachricht ist sehr interessant. Es herrschte Ruhe auf den Strassen. Niemand schien sich sonderlich für diese Verhaftung zu interessieren. Die Menschen hatten schon seit einiger Zeit die Nase voll von dieser Angelegenheit. Die Serben unterstützten Mladic in den vergangenen Jahren nicht. Er galt auch hier als „unverwünschte Person“. Denn das Ziel der Serben war und bleibt die Mitgliedschaft in der Europäischen Union. Und da sah man Mladic als Stolperstein. Nun ist dieses Hindernis beseitigt worden.“

Der Bosnien-Krieg war nicht nur ein ethnischer Bürgerkrieg. Damals in den 1990er Jahren bekämpften sich die Menschen auf dem Balkan auch in religiöser Hinsicht. Und wie sieht das interreligiöse Zusammenleben im Balkan heute aus? Dazu der katholische Bischof Nemet:

„In meiner Diözese gibt es immer noch viele Menschen, die verbittert sind. Die Wunden sind noch da. Aber Religion spielte meiner Meinung nach nie eine zentrale Rolle. Was bitter ist, ist die Tatsache, dass Mladic für einige immer noch als ein Held gilt. Es gibt sogar Leute, die seine Verhaftung als ein Martyrium ansehen. Diese Menschen sind aber zum Glück in der Minderheit. Die Jugend von heute, die nach dem Krieg geboren wurde und in Europa gereist ist, denkt anders und ist offen. Das Problem Serbiens – und vieler Nachbarländer – ist die Armut. Das sehe ich als Gefahr, denn dies fördert die Gruppen, die nationalistisch oder chauvinistisch veranlagt sind.“

Ratko Mladic war Militärführer der bosnischen Serben im Bürgerkrieg in Bosnien-Herzegowina. Ihm wird vorgeworfen von 1992 bis 1995 Völkermord begangen zu haben. Dazu soll nun das Kriegsverbrechertribunal in Den Haag befinden. Ihm wird unter anderem vorgeworfen, die serbischen Einheiten beim Massaker von Srebrenica befehligt zu haben, bei dem im Juli 1995 mehr als 8.000 muslimische Männer und Jungen ermordet wurden.

(rv/agenturen 27.05.2011 mg)







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