2011-05-26 13:41:16

Ägypten: Caritas unterstützt Schulbildung dutzender Mädchen


Kinder in Ägypten die Möglichkeit zu bieten, eine gute Schule zu besuchen. Dieses Ziel hat sich eine katholische Organisation aus Österreich gesetzt. Die Caritas Salzburg ist seit fast 20 Jahren mit Hilfsprojekten in einem der ärmsten Viertel Kairos aktiv. Im Slum Haggana erhalten dank österreichischer Spenden mehr als vierzig Mädchen aus bitterarmen Verhältnissen eine solide Schulausbildung. Wir haben mit dem Nahost-Referenten der Caritas Salzburg, Stefan Maier, über dieses Projekt gesprochen. Maier hat erst vor zwei Wochen dieses Slum, das wegen seiner hohen Kriminalität selbst unter Ägyptern berüchtigt ist, besucht.

„Als wir mit dem Bus schon fast in Haggana waren, hat uns ein Ägypter bemerkt und gesehen, dass lauter Ausländer im Bus waren. Also ist er zum Fenster gegangen und hat mit dem Vizedirektor der Caritas Ägypten gesprochen, der uns begeleitet hat und der neben dem Fahrer als einziger einheimisch ausgesehen hat. Er glaubte, er sei der Reiseleiter, und hat ihm vorgeworfen, wie er denn Ausländer hierher bringen könnte, das würde ja das Ansehen Ägyptens ruinieren.“

Das Slum in Haggana ist in den letzten Jahren am Stadtrand Kairos auf Wüstenboden entstanden. Innerhalb weniger Jahre hat sich die Zahl der Einwohner verdoppelt, zur Zeit wird deren Zahl auf 700.000 geschätzt. Den Baracken fehlen sanitäre Einrichtungen, es gibt kein fließendes Wasser und keinen Strom. Begonnen hat die Arbeit der Caritas als Projekt, um die Lebensbedingungen im Slum zu verbessern.

„Diese Wohnungen haben oft nur Schilfrohrdächer. Im Winter regnet es durch, im Sommer bietet ein solches Dach keinen Schutz gegen die Hitze und Insekten. Solche Dächer werden durch solide Holzdächer ersetzt. Oft werden auch sanitäre Anlagen saniert oder, wenn sie noch nicht vorhanden sind, eingebaut. Häuser werden an die Strom und Wasserversorgung angeschlossen, und ähnliches.“

Das Schulprojekt für Mädchen ist entstanden, weil den meisten Menschen in Ägypten eine Schulbildung völlig fehlt und es ihnen dadurch schwer fällt, sich aus der Armut befreien zu können. Im Grunde geht es um zwei der großen Probleme der ägyptischen Gesellschaft: Fehlende Bildung und Korruption.

„Heutzutage kann man eigentlich sagen, dass es Zeitverschwendung ist, Kinder in eine staatliche ägyptische Schule zu schicken, denn dort lernen sie mit Sicherheit nichts. Kinder, die fünf Jahre eine ägyptische Volksschule besuchen verlassen die Schule, ohne ihren Namen lesen oder schreiben zu können. Die Klassen dort sind bis zu siebzig Kinder groß, und die Lehrer haben oft gar kein Interesse, den Kindern etwas beizubringen. Denn sie sind so schlecht bezahlt, dass sie eigentlich davon leben, dass sie den Eltern der Kinder sagen: Ihr Sohn, ihre Tochter ist so schlecht – wenn sie nicht bei mir bezahlten Nachhilfeunterricht nimmt, schafft sie es nie, die Schule zu bestehen.
Das Problem ist aber, dass die Ärmsten der Armen sich das nicht leisten können, komplett durch den Rost fallen. Das war dann der Auslöser, wo wir gesagt haben, wir möchten eben Mädchen als besonders benachteiligter Gruppe bessere Chancen bieten und haben mit einer guten Privatschule, und zwar der Ordensschule der Barmherzigen Schwestern, eine Vereinbarung getroffen. Sie ist von einem Niveau, dass man sagen kann, die Kinder aus dem Elendsviertel werden nicht ihrem Milieu entfremdet. Denn mehr als ein Drittel der Mädchen, die diese Schule der Barmherzigen Schwestern besuchen, sind die Kinder der Zabbalin, der Müllsammler.“

Die Eltern dieser Mädchen sind an strenge Regeln gebunden und dürfen ihre Kinder nicht aus der Schule nehmen, um sie zur Arbeit zu schicken oder jung zu verheiraten. Damit soll die langfristige Schulbildung der Kinder gesichert werden, wovon dann auch das gesamte Umfeld ihrer Familien profitieren könne. Der Erfolg gibt dem Projekt recht:

„Jedes Jahr kommen Kinder dazu, insgesamt sind es mittlerweile 42 Kinder. Wir haben eigens auch einen eigenen Schulbus angeschafft, um den Transport der Kinder aus Haggana zur Schule und wieder zurück zu ermöglichen. Die Kinder bekommen eine Schulausspeisung. Wir sind sehr stolz, denn jedes Jahr haben wir in einigen Klassen Schülerinnen aus Haggana, die zu den Klassenbesten zählen.“

(rv 26.05.2011 ak)








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