Kinder in Ägypten die Möglichkeit zu bieten, eine gute Schule zu besuchen. Dieses
Ziel hat sich eine katholische Organisation aus Österreich gesetzt. Die Caritas Salzburg
ist seit fast 20 Jahren mit Hilfsprojekten in einem der ärmsten Viertel Kairos aktiv.
Im Slum Haggana erhalten dank österreichischer Spenden mehr als vierzig Mädchen aus
bitterarmen Verhältnissen eine solide Schulausbildung. Wir haben mit dem Nahost-Referenten
der Caritas Salzburg, Stefan Maier, über dieses Projekt gesprochen. Maier hat erst
vor zwei Wochen dieses Slum, das wegen seiner hohen Kriminalität selbst unter Ägyptern
berüchtigt ist, besucht.
„Als wir mit dem Bus schon fast in Haggana waren,
hat uns ein Ägypter bemerkt und gesehen, dass lauter Ausländer im Bus waren. Also
ist er zum Fenster gegangen und hat mit dem Vizedirektor der Caritas Ägypten gesprochen,
der uns begeleitet hat und der neben dem Fahrer als einziger einheimisch ausgesehen
hat. Er glaubte, er sei der Reiseleiter, und hat ihm vorgeworfen, wie er denn Ausländer
hierher bringen könnte, das würde ja das Ansehen Ägyptens ruinieren.“
Das
Slum in Haggana ist in den letzten Jahren am Stadtrand Kairos auf Wüstenboden entstanden.
Innerhalb weniger Jahre hat sich die Zahl der Einwohner verdoppelt, zur Zeit wird
deren Zahl auf 700.000 geschätzt. Den Baracken fehlen sanitäre Einrichtungen, es gibt
kein fließendes Wasser und keinen Strom. Begonnen hat die Arbeit der Caritas als Projekt,
um die Lebensbedingungen im Slum zu verbessern.
„Diese Wohnungen haben oft
nur Schilfrohrdächer. Im Winter regnet es durch, im Sommer bietet ein solches Dach
keinen Schutz gegen die Hitze und Insekten. Solche Dächer werden durch solide Holzdächer
ersetzt. Oft werden auch sanitäre Anlagen saniert oder, wenn sie noch nicht vorhanden
sind, eingebaut. Häuser werden an die Strom und Wasserversorgung angeschlossen, und
ähnliches.“
Das Schulprojekt für Mädchen ist entstanden, weil den meisten
Menschen in Ägypten eine Schulbildung völlig fehlt und es ihnen dadurch schwer fällt,
sich aus der Armut befreien zu können. Im Grunde geht es um zwei der großen Probleme
der ägyptischen Gesellschaft: Fehlende Bildung und Korruption.
„Heutzutage
kann man eigentlich sagen, dass es Zeitverschwendung ist, Kinder in eine staatliche
ägyptische Schule zu schicken, denn dort lernen sie mit Sicherheit nichts. Kinder,
die fünf Jahre eine ägyptische Volksschule besuchen verlassen die Schule, ohne ihren
Namen lesen oder schreiben zu können. Die Klassen dort sind bis zu siebzig Kinder
groß, und die Lehrer haben oft gar kein Interesse, den Kindern etwas beizubringen.
Denn sie sind so schlecht bezahlt, dass sie eigentlich davon leben, dass sie den Eltern
der Kinder sagen: Ihr Sohn, ihre Tochter ist so schlecht – wenn sie nicht bei mir
bezahlten Nachhilfeunterricht nimmt, schafft sie es nie, die Schule zu bestehen. Das
Problem ist aber, dass die Ärmsten der Armen sich das nicht leisten können, komplett
durch den Rost fallen. Das war dann der Auslöser, wo wir gesagt haben, wir möchten
eben Mädchen als besonders benachteiligter Gruppe bessere Chancen bieten und haben
mit einer guten Privatschule, und zwar der Ordensschule der Barmherzigen Schwestern,
eine Vereinbarung getroffen. Sie ist von einem Niveau, dass man sagen kann, die Kinder
aus dem Elendsviertel werden nicht ihrem Milieu entfremdet. Denn mehr als ein Drittel
der Mädchen, die diese Schule der Barmherzigen Schwestern besuchen, sind die Kinder
der Zabbalin, der Müllsammler.“
Die Eltern dieser Mädchen sind an strenge
Regeln gebunden und dürfen ihre Kinder nicht aus der Schule nehmen, um sie zur Arbeit
zu schicken oder jung zu verheiraten. Damit soll die langfristige Schulbildung der
Kinder gesichert werden, wovon dann auch das gesamte Umfeld ihrer Familien profitieren
könne. Der Erfolg gibt dem Projekt recht:
„Jedes Jahr kommen Kinder dazu,
insgesamt sind es mittlerweile 42 Kinder. Wir haben eigens auch einen eigenen Schulbus
angeschafft, um den Transport der Kinder aus Haggana zur Schule und wieder zurück
zu ermöglichen. Die Kinder bekommen eine Schulausspeisung. Wir sind sehr stolz, denn
jedes Jahr haben wir in einigen Klassen Schülerinnen aus Haggana, die zu den Klassenbesten
zählen.“