2011-05-26 14:42:56

Thierse: „Papst in Berlin soll nicht nur zu Frommen sprechen"


Papst Benedikt XVI. erwartet bei seinem Besuch in Berlin laut Bundestagsvizepräsident Wolfgang Thierse kein religiöses Niemandsland. Die Hauptstadt biete eine „religiös höchst differenzierte Landschaft“, sagte der Politiker, der auch dem Zentralkomitee der deutschen Katholiken angehört, dem Kölner Domradio. Berlin sei zwar
„keine fromme Stadt im Sinn eines traditionellen Katholizismus, aber hier leben Katholiken, Protestanten, Muslime, Atheisten, Agnostiker, Anhänger der verschiedensten Religionen“.

Besonders erhofft sich Thierse von dem katholischen Kirchenoberhaupt auf Reisen einen vorurteilsfreien Blick auf Berlin.

„Es ist eine Hauptstadt der Schwulen und Lesben, die ja ein besonders konfliktreiches Verhältnis zur katholischen Kirche haben. Das ist aber eben ein Teil der modernen Welt, die vielleicht noch Erwartungen an den Papst haben, aber wenn der Papst gehört werden will, dann sollten sich seine Worte nicht nur an die ohnehin schon braven Katholiken richten, sondern auch an das Publikum dieser Stadt und diesen Landes.“

Der Papst besuche in Deutschland eine Kirche mit „tiefen Rissen“, bewertete Thierse. „Ich glaube, es gibt einen tiefgehenden Konflikt zwischen einerseits einer Klerikerkirche, einer Bischofskirche und andererseits der großen Mehrheit der Gläubigen.“ Letztere seien nicht mehr ohne weiteres bereit, den Vorstellungen von kirchlicher Autorität zu folgen. Sie lebten eine ganz andere alltägliche Moral als Kleriker sie predigten. Benedikt XVI. könne laut Thierse mit seinem Besuch bestehende Risse kitten, „indem er aufrichtig mit diesen Problemen umgeht und sozusagen zeigt, dass er diese Konflikte kennt und sagt, ich als Papst begreife etwas“.


(domradio/kna 26.05.2011 gs)








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