2011-05-25 11:16:53

Franziskaner-Kustos: Palästinenserstaat „so schnell wie möglich“


RealAudioMP3 Gibt es ihn doch noch, den Nahost-Friedensprozess? Eine große Rede von US-Präsident Barack Obama vor ein paar Tagen und sein öffentlich ausgetragener Streit mit Israels Premier Benjamin Netanjahu haben den Konflikt zwischen Israelis und Palästinensern wieder auf der internationalen Agenda etwas nach vorne rücken lassen. Was sagt die Kirche dazu? Das fragten wir den Kustos des Heiligen Landes, Franziskanerpater Pierbattista Pizzaballa.

„Der Friedensprozess war, um die Wahrheit zu sagen, in den letzten Jahren gar nicht mehr vorhanden. Man verhandelte über gar nichts mehr, das war Teil des Problems. Die israelische Regierung war innerlich blockiert, die Palästinenser untereinander gespalten. Die Umwälzungen in der arabischen Welt haben die Lage aber auch hier geändert: Es kam zur inner-palästinensischen Einigung (zwischen Fatah und Hamas), und das zwingt gewissermaßen USA wie Israel dazu, etwas zu tun. Das Positive ist, dass wieder über konkrete Dinge diskutiert wird – aber andererseits sind wir immer noch weit entfernt von einer Verständigung über ganz konkrete Punkte, etwa die Grenzen, die Flüchtlinge und Jerusalem.“

Grenzen: Obama will die Grenzen von 1967 als Ausgangspunkt für Verhandlungen über einen palästinensischen Staat, doch Netanjahu widerspricht dem vehement. Flüchtlinge: Palästinensische Flüchtlinge wollen nach einem Nahost-Frieden zurück ins heutige Israel, davor fürchten sich die Israelis. Jerusalem: Wird von Israelis wie Palästinensern als Hauptstadt ihres Staates beansprucht. Wobei der palästinensische Staat erst noch gegründet werden muss. Aber die Palästinensische Autonomiebehörde arbeitet daran, will schon im Herbst diesen Jahres den Staat Palästina ausrufen.

„Auch das ist ein Versuch, konkrete Fakten vor Ort zu schaffen, um Verhandlungen und eine Einigung sozusagen zu erzwingen. Man will auch die Aufmerksamkeit der internationalen Gemeinschaft, die in letzter Zeit etwas abgelenkt war, damit wieder auf sich ziehen. Natürlich kann man über die Art und Weise, wie der palästinensische Staat zustande kommen soll, geteilter Meinung sein: Aber er ist ein wichtiges Ziel, das erreicht werden sollte, und da ist es besser, das so schnell wie möglich zu machen.“

(rv 25.05.2011 sk)








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