2011-05-25 11:18:56

Afghanistan: „Ausländische Präsenz war sehr hilfreich“


RealAudioMP3 „Nichts ist gut in Afghanistan“ – mit diesem Satz entfachte vor mittlerweile anderthalb Jahren die damalige evangelische Bischöfin Margot Käßmann eine heftige Debatte in Deutschland. Was bringt der Afghanistan-Einsatz, bringt er überhaupt etwas? Und sollte sich Deutschland nicht allmählich vom Hindukusch wieder zurückziehen? Frau Käßmann und inzwischen auch zwei Verteidigungsminister des Kabinetts Merkel sind (aus verschiedenen Gründen) zurückgetreten, aber die Afghanistan-Debatte gibt`s immer noch und immer wieder. Was sagt Afzal Shumarch Nooristani dazu? Der Mann ist Anwalt und gehört zu einer Menschenrechtsorganisation namens „Legal Aid Organization of Afghanistan“.
„Der derzeitige Krieg ist nicht einfach ein afghanischer Krieg: Es ist ein Krieg zwischen Gut und Böse in der Hinsicht, dass die terroristischen Gruppen häufig Beziehungen zum Ausland haben und mit Drogenhändler- und Warlords-Netzwerken in Verbindung stehen. Die ausländische Präsenz in Afghanistan war aus meiner Sicht sehr hilfreich, und man kann das auch am Wachstum in verschiedenen Bereichen ablesen: im Justizbereich, im Medienbereich, im Menschenrechtsbereich, im Schulwesen, auch bei der Infrastruktur. Natürlich bleibt die Sicherheitsfrage eine Herausforderung; Afghanistan ist noch nicht imstande, sie alleine zu lösen. Das liegt vor allem an der internationalen Vernetzung der Terrorgruppen.“
Die Strategie des Westens besteht mittlerweile aber daraus, schrittweise die eigenen Truppen abzuziehen und einen Dialog mit den Taliban zustandezubringen. Wie sieht die afghanische Zivilgesellschaft das?
„Die Taliban haben doch nie irgendein Angebot, das von der internationalen Gemeinschaft kam, akzeptiert – und auch nichts, was von der afghanischen Regierung ausging! Natürlich würden sich alle Afghanen wünschen, dass sich die Taliban irgendwie in den Friedensprozess einklinken. Aber al-Quaida ist eben nicht nur in Afghanistan verwurzelt, und darum wäre es für Afghanistan im Moment zu kompliziert, mit so mächtigen Gegnern alleine fertigzuwerden.”
Der Anwalt Nooristani bittet die internazionale Gemeinschaft, Druck auf die Kabuler Regierung auszuüben. Damit soll dafür gesorgt werden, dass die Anliegen der Zivilgesellschaft von denen, die die politischen Entscheidungen treffen, gehört werden. Und dann sagt er noch etwas, das auch Frau Käßmann gut gefallen würde:
„Wenn man sich nur auf militärische Fragen konzentriert, wird man auf die Schnelle zu überhaupt keiner Lösung kommen, im Gegenteil. Man sollte jetzt anfangen, legale, kulturelle und soziale Aspekte eines Wiederaufbaus stärker in Betracht zu ziehen. Dann würden auch die Afghanen allmählich an eine bessere Zukunft glauben, für ihr Land und für ihr eigenes Leben.”

(rv 25.05.2011 sk)







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