Die italienische Bischofskonferenz
will noch in diesem Jahr Leitlinien zum Umgang mit sexuellem Missbrauch erarbeiten.
Sie geht damit als eine der ersten Bischofskonferenzen auf die jüngste Forderung des
Vatikans ein, Regeln zum Umgang mit Missbrauch aufzustellen, sofern dies noch nicht
geschehen sei. Der Heilige Stuhl hatte am vergangenen 16. Mai alle Bischofskonferenzen
weltweit aufgefordert, solche Leitlinien zu erarbeiten. Auf der seit Montagabend laufenden
Vollversammlung der italienischen Bischofskonferenz in Rom bezeichnete der Vorsitzende,
Kardinal Angelo Bagnasco, Kindesmissbrauch durch Kleriker als „noch nicht überwundendes
Übel“ und versicherte den Betroffenen und ihren Familien die größte Nähe der Kirche.
Der Bischof von Genua hatte in diesen Tagen noch in der eigenen Diözese mit einem
mutmaßlichen Missbrauchsfall zu kämpfen.
„Auch nur ein einziger Fall
im kirchlichen Ambiente ist zu viel. Wenn sich dann Fälle wiederholen, ist die Pein
unsäglich und die Demütigung absolut. Doch auch die dunkelsten Schatten können nicht
das Gute verdecken, dass es auch gibt.“
Italienischen Medienberichten
zufolge würden derzeit in mehreren Diözesen Ansprechpersonen ernannt und Ombudsstellen
nach deutschem Vorbild eingerichtet. Weiter soll eine Datenbank eingerichtet werden,
um eine Statistik zum Problem des Kindesmissbrauches erstellen zu können. Ein interdisziplinäres
Expertenteam sei gerade dabei, nach den Weisungen des Vatikans Richtlinien für die
italienische Kirche zu erarbeiten, heißt es weiter.
Flüchtlingsfrage:
„Heldenhaftes“ Verhalten Weiter äußerte sich der Kardinal zur Flüchtlingsproblematik
im Zusammenhang mit dem Militäreinsatz in Libyen: Auch wenn es „Momente der Unsicherheit“
gebe, könne Italien stolz darauf sein stolz, Flüchtlinge aufzunehmen. Das Verhalten
der Bewohner der Insel Lampedusa, die in diesen Monaten zum ständigen Durchgangsort
für tausende Flüchtlinge wurde, sei geradezu „heldenhaft“ gewesen, so Bagnasco. Ungewöhnlich
scharf äußerte sich der Kardinal weiter zur aktuellen Krise der italienischen Innenpolitik:
„Die Politik, die wir heute sehen, ist nicht selten hässlich; sie ist ein ewiger Streit
– wie ein abgedroschenes und lästiges Theaterstück“, so Bagnasco wörtlich.
Weitere
Themen der noch bis Donnerstag laufenden, 63. Generalkonferenz der italienischen Bischöfe
sind die Erziehung zum Glauben, Säkularismus und die italienische Version des Römischen
Messbuches. (rv/agi 24.05.2011 pr)