In der katholischen Kirche in Irland sind weitere Missbrauchsfälle bekannt geworden.
Ein Beitrag des öffentlich-rechtlichen Senders RTE, der am Montagabend ausgestrahlt
wurde, berichtet von Anschuldigungen gegen irische Missionare. Diese sollen über 30
Jahre hinweg Kinder in Afrika missbraucht und vergewaltigt haben. Die Nachforschungen
konzentrierten sich unter anderen auf einen Redemptoristenpater, der 1996 bei seiner
Arbeit in den Slums von Kapstadt einen 16-jährigen Jungen vergewaltigt haben soll.
Vier Jahre später solle derselbe Pater dort auch einen illegalen Flüchtling aus dem
Sudan missbraucht haben.
Die beiden mutmaßlichen Opfer gaben in Interviews
an, seine Vorgesetzten hätten als Antwort auf ihre Beschwerden ihre psychologische
Untersuchung angeordnet. Der inzwischen verstorbene Pater wurde zwar laut Bericht
zur Behandlung in die USA versetzt; die Ordensleitung habe ihn jedoch nicht bei der
Polizei angezeigt. Weitere Fälle sollen sich in Kenia ereignet haben. Unter anderem
gab ein mutmaßliches Opfer an, durch einen Priester der Mill- Hill-Missionare im Alter
von sieben Jahren missbraucht worden zu sein. Der betreffende Geistliche lebt nun
in Dublin; seine Gemeinschaft habe seine Entpflichtung empfohlen. Da jedoch zur Zeit
der mutmaßlichen Übergriffe keine Anklage bei der kenianischen Polizei gestellt worden
sei, könne er nicht strafrechtlich verfolgt werden.
Ein weiterer Missionar,
soll bei der Vergewaltigung eines kenianischen Mädchens eine inzwischen 29-jährige
Tochter gezeugt haben. Der Pater kehrte 2004 nach Irland zurück und arbeitet dort
weiter als Geistlicher. Er wies die Anschuldigungen zurück.
Der Missbrauchsskandal
hatte die irische Kirche in mehreren Wellen moralisch und finanziell besonders hart
getroffen. Entschädigungsforderungen brachten mehrere Orden und Diözesen an den Rand
der Zahlungsfähigkeit; der Vatikan ordnete eine Untersuchung an. Papst Benedikt XVI.
bat vor einem Jahr alle Opfer um Entschuldigung. Täter rief er zur Rechenschaft vor
weltlichen und kirchlichen Gerichten; Bischöfen hielt er „schwere Fehlurteile und
Versagen in der Leitung“ vor. Im März veröffentlichten die irischen Bischöfe zuletzt
ein neues Programm zum Schutz von Kindern vor sexuellem Missbrauch.