Es macht „Europa nicht christlicher“, wenn der Menschenrechtsgerichtshof die Anwesenheit
von Kreuzen in Klassenzimmern sichert. Das denkt der tschechische Theologe und Religionsphilosoph
Tomas Halik. Auch die Anrufung von Gott in Verfassungen, wie aktuell in Ungarn, ändere
an sich nichts am Fortschreiten der Säkularisierung. Allerdings habe ihn die jüngste
Kreuz-Diskussion in Europa gefreut, sagte Halik in Wien gegenüber „Kathpress". Denn
das Wichtige sei in diesem Fall die Debatte gewesen, nicht der Erfolg. Das Christliche
hänge heute nicht von Zeichen ab. Das Kreuz könne aber von Nichtchristen akzeptiert
werden, sofern es als Symbol für ein Paradox - Schwachheit und Stärke zugleich - ausgelegt
wird. Wer hingegen glaube, mit Argumenten wie "Das war immer so" oder "Das ist Zeichen
unserer Präsenz, unserer Macht" bestehen zu können, werde nicht durchkommen, so Halik.
(kap 22.05.2011 gs)