Anglikanischer Erzbischof: „Dialog mit Katholiken tut uns gut“
Im norditalienischen
Kloster Bose läuft in diesen Tagen die dritte Runde im theologischen Gespräch zwischen
dem Vatikan und der anglikanischen Kirche. Bis Freitag nächster Woche treffen sich
die Delegationen unter Leitung des katholischen Erzbischofs von Birmingham, Bernard
Longley, und des anglikanischen Erzbischofs von Neuseeland, David Moxon. Erzbischöfe
verschiedener Kirchen und auf verschiedenen Kontinenten – und doch haben sie viel
gemeinsam, erzählt der Katholik Longley:
„Es war schön, festzustellen, dass
wir uns schon in unserer Studentenzeit in Oxford oft begegnet sind. Jetzt sitzen wir
uns gegenüber, jeder mit dem Mandat seiner jeweiligen Kirche. Unser Mandat erinnert
uns auch am Start dieser dritten Gesprächsrunde daran, dass wir dasselbe Ziel haben,
nämlich die volle, sichtbare Einheit der kirchlichen Gemeinschaft.“
Einer
der jüngsten Stolpersteine auf dem Weg zu diesem Ziel kam – zumindest nach anglikanischer
Lesart – vom Vatikan: Papst Benedikt hat für Anglikaner, die katholisch werden wollen,
eine eigene Struktur innerhalb der katholischen Kirche geschaffen. Es ist das so genannte
Personaloralordinariat.
„Wir hatten ein sehr nützliches, wenn auch informelles
Gespräch darüber, weil beiden Seiten klar war, dass die Einrichtung des Ordinariats
nicht zu den Themen gehört, die uns unsere Kirchen vorgegeben haben. Andererseits
gehören das Ordinariat und die Wirkungen, die es vor Ort gehabt hat, natürlich zum
Kontext unseres Treffens. Wir konnten das Thema also nicht einfach ignorieren und
haben vor allem seine Realität in England besprochen. Dabei stellten wir auch fest,
dass unsere Art des ökumenischen Umgangs sich nicht geändert hat. Ich glaube, wir
sollten die Reserven und in einigen Fällen auch die Entgeisterung ernstnehmen, die
die Einrichtung des Ordinariats (bei Anglikanern) ausgelöst hat. Aber wir lassen uns
auch nicht von unserem eigentlichen Dialogthema ablenken, nämlich der Welt- und der
Ortskirche, und wie sie zu ethischen Entscheidungen kommt. Das ist unser Fokus!“
Die
Spannung zwischen Ortskirchen und der weltweiten Gemeinschaft sind für die Anglikaner
ein heikles Thema, leidet ihre Kirche doch gerade unter starken Fliehkräften. Mit
einer Art Bundesschluss versucht der anglikanische Primas Rowan Williams, die Einheit
seiner Gemeinschaft zu retten. Erzbischof Moxon meint:
„Das Thema rührt
an die Wurzel einiger Konflikte in unseren Kirchen derzeit... Wenn wir genau hinschauen,
können wir aber nur staunen, welches Niveau an Übereinstimmung wir inzwischen mit
den Katholiken haben bei Themen wie Taufe, geistliches Amt und Mission. Die dritte
Runde der anglikanisch-katholischen Gespräche scheint mir auch eine Art Geschenk an
die anglikanische Kirche zu sein, wenn es gelingt, die Schlußdokumente wirklich in
die anglikanische Gemeinschaft einzuspeisen. Der Dialog tut der anglikanischen Kirche
nämlich gut: Er zwingt uns dazu, auf unsere Gemeinsamkeiten zu schauen. Und das tun
wir in einem Moment, wo die anglikanische Gemeinschaft sich intern fragt, wie sie
zu einer weltweiten Einheit in der Vielfalt finden kann.“