2011-05-20 11:57:35

„I love Belarus“ - aber bitte nur mit Pressefreiheit


RealAudioMP3 „I love Belarus - Ich liebe Weißrussland“, der nationalistische Love-Song, mit dem sich Weißrussland auf dem Eurovision-Song-Contest 2011 noch so selbstbewusst präsentierte, kann nicht darüber hinweg täuschen: Machthaber Alexander Lukaschenko, der das Land seit 1994 eisern im Griff hält, gerät langsam ins Schwitzen. Als er nach den Präsidentschaftswahlen Ende 2010 die Opposition blutig niederschlagen ließ, drehte die Europäische Union Weißrussland prompt den Geldhahn zu. Hinzu kam leiser, doch beständiger Unmut, gar Terror im eigenen Land: Mitte April explodierte in einer U-Bahn in der weißrussischen Hauptstadt Minsk eine Bombe, nach der Lukaschenko Denkverbote verhängte: Wer über den Hintergrund des Anschlags spekuliere, werde strafrechtlich verfolgt, drohte er unter anderem.

Strafrechtlich verfolgt werden in der „letzten Diktatur Europas“ vor allem regimekritische Journalisten. So zum Beispiel Irina Chalip, die Anfang dieser Woche (16.05.) zu zwei Jahren Haft verurteilt wurde, weil sie gegen die gefälschten Wahlen vom Dezember auf die Straße ging. In einem solchen Kontext könnten die Worte des Präsidenten des Päpstlichen Rates für Soziale Kommunikationsmittel an Medienmacher und katholische Journalisten in Weißrussland nicht dringlicher sein. Er habe sie an die „Kardinaltugenden“ des Journalismus erinnert, wie ihn die katholische Kirche versteht, sagte uns Erzbischof Celli nach seiner Rückkehr aus Weißrussland ins Mikrofon – Kommunikation im Dienste von „Gerechtigkeit, Wahrheit, Dialog und Liebe“.

„Wir müssen alle Mittel nutzen, die uns zur Verfügung stehen. Angefangen vom kleinen Blättchen bis hin zum Bereich der neuen Medien. Wir haben mit den weißrussischen Autoritäten auch über ein katholisches Radio gesprochen. Und wir wurden vom Informationsminister dazu aufmerksam angehört. Das war ein junger Mann, der durchaus empfänglich für bestimmte Probleme war. Ich bin froh, dass ich ihn und den Kultusminister treffen konnte. Das Land muss jetzt in die Zukunft schauen und auf menschlichen Werten aufbauen, vor allem auf dem Respekt der Menschenwürde…“
Wie explizit Monsignor Celli bei seinen Treffen mit Journalisten staatlicher Zeitungen, Regierungsvertretern und natürlich auch Vertretern der katholischen und orthodoxen Kirche im Land auf politische Fragen eingegangen ist, wird nicht ganz klar. Er glaubt aber, „besonders sensible Thematiken berührt zu haben“, gibt er im Gespräch mit Radio Vatikan an. Weißrussland habe „ernste Probleme“, und man habe auch Fragen der Pressefreiheit und Menschenrechte berührt. Positiv überrascht zeigt sich der Erzbischof über seine Begegnung mit jungen Kirchenvertretern:

„Ich bin auf eine junge Kirche gestoßen, auf viele junge Priester. Wenn ich in andere Länder reise, sehe ich oft genau das Gegenteil. Das ist eine Herausforderung, aber auch eine Chance: Diese jungen Leute wachsen von vornherein in einem ganz anderen medialen Kontext auf. Sie sind viel aufmerksamer gegenüber den digitalen Möglichkeiten und gegenüber neuen Technologien, in denen sie auch bessere Experten sind.“
Sehr positiv sei das Treffen mit orthodoxen Kirchenvertretern in Weißrussland verlaufen, berichtet der Erzbischof weiter. So habe ihn der Metropolit von Minsk Filaret, den Celli schon einmal getroffen hatte, freundschaftlich begrüßt – und freundschaftlich seien auch die Beziehungen zwischen Katholiken und Orthodoxen in dem Land, erzählt der Erzbischof.

(rv / welt-online 20.05.2011 pr)











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