Lateinamerikarat: Dialogerprobter Mexikaner an der Spitze
Der Mexikaner Aguiar
Retes ist an diesem Mittwoch in Montevideo, Uruguay, an die Spitze des lateinamerikanischen
Bischofsrates gewählt worden. Der Erzbischof von Tlalnepantla, der auch der mexikanischen
Bischofskonferenz vorsteht, hat im CELAM schon aktiv mitgearbeitet. Auch war er maßgeblich
an der programmatischen Konferenz von Aparecida vor ein paar Jahren beteiligt. Verstärkung
bekommt er vom neuen Vizepräsidenten im Lateinamerikarat, dem Kolumbianer und Erzbischof
von Bogotà, Rubén Salazar Gomez. Im Gespräch mit Radio Vatikan freut sich der neue
Vorsitzende über seine Wahl:
„Das ist ein Zeichen großen Vertrauens von
Seiten der Bischöfe im CELAM. Und für mich ist es eine Ehre, der Kirche in diesem
Rat zu dienen - eng mit den anderen Bischofskonferenzen und dem Heiligen Stuhl verbunden.“
Damit
die Kirche noch besser ihre Mission in Lateinamerika erfüllen kann, hält der neue
CELAM-Vorsitzende ein Paar Veränderungen innerhalb des Rates für notwendig:
„Ich
denke, es wäre sehr wichtig, dass wir uns etwas umstrukturieren, um effizienter und
handlungsfähiger zu sein. Es ist zwar schon viel in diese Richtung passiert, aber
die Kirche sollte gerade jetzt doch überall präsent sein – vor allem in Notlagen wie
auf Haiti, wo die Situation nach wie vor dramatisch ist. Das war in der Tat ein Thema
auf unserer Konferenz in Montevideo.“
Der CELAM ist nämlich nicht nur für
Lateinamerika, sondern auch für die Karibikregion zuständig. Für die positive Entwicklung
der Kirche und damit auch der Gesellschaften in Lateinamerika ist der Verband unerlässlich
- das meint der neue Vizepräsident von CELAM, der Erzbischof von Bogotà, Rubén Salazar
Gomez. CELAM setze sich vor allem im kulturellen und Bildungs-Bereich ein, erzählt
der Kolumbianer im Gespräch mit Radio Vatikan: „Wir erleben in Lateinamerika
gerade einen ganz besonderen Moment, der entscheidend für unsere Zukunft ist. Die
große Herausforderung für uns ist es, Vertrauen, Glauben und Mut in eine Gesellschaft
zu tragen, die manchmal durch Unsicherheit und Sorgen gekennzeichnet ist. Da ist es
nicht leicht, in die Zukunft zu schauen. Für uns ist das eine große Herausforderung.“
„Er
kann die Menschen zusammenführen“ Erzbischof Retes und war im CELAM bis
dato für die Abteilung für Kircheneinheit und Dialog zuständig. Der Bibelwissenschaftler
habe die Gabe, Menschen zusammenführen, sagt der Geschäftsführer des Lateinamerika-Hilfswerkes
Adveniat Bernd Klaschka über den neuen Präsidenten des CELAM:
„Außerdem
ist er ein Mann, der ausgleicht, zuhört und abwägt und dann die Dinge gut auf den
Punkt bringt und weiterleiten kann. Als Vorsitzender der mexikanischen Bischofskonferenz
hat er Erfahrung mit Entwicklungen, die Lateinamerika im Augenblick auch erlebt, wie
zum Beispiel Tendenzen der Säkularisierung. Mexiko ist ein Land, in dem vor allem
in der intellektuellen Schicht solche Fragen diskutiert werden. Er war Erzbischof
in zwei Satellitenstädten bei Mexico City, bringt also Erfahrungen aus der Großstadtpastoral
mit.“
Das sei wichtig für die Arbeit der Kirche in Lateinamerika, so Klaschka,
denn in einigen Jahren schon würden voraussichtlich siebzig Prozent der Bevölkerung
in großen Städten leben. Der Lateinamerikarat habe für nahezu alle Diözesen eine positive
Bilanz zur Pastoral auf dem Kontinent gezogen, erzählt Klaschke weiter: Viele der
Beschlüsse von Aparecida 2007 seien umgesetzt worden. Es würden etwa - so nur ein
Beispiel - Hausbesuche gemacht, um neue Gläubige zu gewinnen bzw. den Glauben zu stärken.
Damit versuche man, aktiv auf die Menschen zuzugehen.
Säkularisierung
nur eine von vielen Herausforderungen
Zu den größten Herausforderungen
der Kirche in Lateinamerika gehörten Säkularisierungstendenzen, so der Adveniat-Geschäftsführer.
Viele Menschen fühlten sich auch in Lateinamerika nicht mehr der Kirche zugehörig.
Hinzu kämen Jugendkriminalität, Drogenhandel und Gewalt. Diese Probleme kenne der
neue Vizepräsident im Lateinamerikarat, Erzbischof Rubén Salazar Gomez von Bogotà,
sehr gut. Klaschka:
„Er kommt aus einem Land ähnlich wie Mexiko, das gezeichnet
ist von der Drogenproblematik, von der Gewaltproblematik... und kann dort auch seine
Erfahrungen mit einbringen.“
Der CELAM tagt noch bis Samstag in Uruguays
Hauptstadt Montevideo. Bei der Vollversammlung erörtern mehr als sechzig Vertreter
der Bischofskonferenzen von Lateinamerika und der Karibik die Lage der katholischen
Kirche auf dem Kontinent. Der Bischofsrat kommt alle zwei Jahre zusammen. Zuletzt
tagten die Bischöfe 2009 in der nicaraguanischen Hauptstadt Managua.