Die Versuche des Vatikans,
mit dem chinesischen Regime ein Auskommen zu finden, drohen mal wieder ins Leere zu
laufen. Der Heilige Stuhl habe kein Recht, sich in die Auswahl und Weihe von Bischöfen
in China einzumischen, sagte der Ehrenpräsident der regimenahen „Patriotischen Vereinigung“,
Liu Bainian, an diesem Wochenende. Der „starke Mann“ der so genannten „offiziellen“
Kirche erklärte, Chinas Katholiken seien unabhängig vom Vatikan und wollten bei der
Bestellung von Bischöfen keine Einmischung aus Rom. „Man merkt, dass die katholische
Kirche hier in einer schwierigen Lage ist, manchmal auch unterdrückt wird. Der Staat
beobachtet sehr viel. Es ist für die Kirche hier in China nicht einfach.“ Das
sagt der deutsche Auslandsbischof Heiner Koch, der in den letzten Tagen einen Besuch
in Peking, Shanghai und Hongkong gemacht hat. Er sei in der chinesischen Hauptstadt
auf „etwas ängstliche“ chinesische Katholiken gestoßen. „Aber, wie der nordkoreanische
Botschafter mir heute sagte: Das sind paradiesische Zustände gegenüber der Situation
in Nordkorea...“ Koch ist von Haus aus Kölner Weihbischof. Während seines
Besuchs in Hongkong erschien in der lokalen Zeitung „Wen Wei Po“ ein Aufsatz des „offiziellen“
Bischofs Fang Xingyao, Präsident der regimenahen „Patriotischen Vereinigung“. Der
Aufsatz kündigt für die nächste Zeit die Weihe von elf neuen Bischöfen an – und von
einer Zustimmung aus Rom für die Kandidaten ist in dem Aufsatz keine Rede. Nur auf
das Plazet der „offiziellen“ Bischofskonferenz werde noch gewartet, dann würden die
Bischofsweihen vorgenommen. Weihen, die aus Vatikansicht illegitim sind. Heiner
Koch weiß um die zum Zerreißen gespannten Beziehungen zwischen dem Vatikan und China.
Dennoch: Durch Peking ist er nicht in Zivil gelaufen, sondern als Bischof gekleidet.
„Und die Menschen erkennen das auch und sprechen mich an. Das ist ganz interessant.
Als Ausländer kann man sich hier gut als Christ zu erkennen geben. Die Menschen empfangen
mich hier insgesamt mit einer enormen Gastfreundschaft und einer großen Herzlichkeit.“ Kochs
Besuch galt vor allem der deutschen Gemeinde in Peking, die von einem Geistlichen
aus dem Erzbistum Köln geleitet wird. Am Sonntag hielt er dort Firmung, Visitation
und Gemeindejubiläum ab – alles auf einen Streich. Sogar der deutsche Botschafter
in Nordkorea kam extra für diese Messfeier in die chinesische Hauptstadt. Dazu Koch: „Ein
außergewöhnlicher Gottesdienst! Weil zum ersten Mal ein ausländischer Bischof in einer
katholischen Kirche in Peking zelebrieren durfte. Der Staat hatte die Genehmigung
gegeben. Sonst trifft sich die deutsche Gemeinde immer in der deutschen Botschaft.“ Er
habe gemerkt, „wie froh die Deutschen in China sind, dass es diese Gemeinde gibt“,
sagt Weihbischof Koch. Er habe nachher aber auch mit Chinesen gesprochen und festgestellt,
dass es auch ihnen einiges bedeutet, dass es die katholisch-deutsche Gemeinde gibt:
„Weil die katholische Kirche in China so wichtig ist, und vor allen Dingen
in Peking. Das wichtige Zeichen dieses Gottesdienstes für diese Gemeinde war: Wir
sind eine internationale Größe - und weit mehr als nur die Katholiken in Peking!“