D: „Wir sind Kirche“ begrüßt Vatikan-Papier zu Missbrauch
Die Kirchenvolksbewegung hat das Rundschreiben des Vatikans zum Umgang mit sexuellem
Missbrauch begrüßt. Das Papier sei Ausdruck einer „notwendigen Umkehr gegenüber dem,
was noch 2001 gesagt worden“ sei. Das sagte der Sprecher der Initiative „Wir sind
Kirche“, Christian Weisner, in einem Gespräch mit der „Neuen Osnabrücker Zeitung“
vom Dienstag. Dies gelte vor allem für die Empfehlung zur Zusammenarbeit mit den zivilen
Strafverfolgungsbehörden. Endlich habe der Vatikan einen Strategiewechsel vorgenommen,
sagte Weisner.
Auch die Initiative von Opfern sexuellen Missbrauchs an den
deutschen Jesuitenschulen, der „Eckige Tisch“, begrüßte den Vorstoß des Vatikan,
alle nationalen Bischofskonferenzen zu einer Erarbeitung von Richtlinien gegen Missbrauch
zu verpflichten. Dies sei schon allein deswegen gut, „weil es deutlich macht, dass
es in der Vergangenheit große Defizite gab“, erklärte der Sprecher des Eckigen Tisches,
Matthias Katsch, auf Anfrage der Katholischen Nachrichten-Agentur. Leitlinien allein
seien allerdings kein Allheilmittel. Die Erfahrung in Deutschland habe gezeigt, dass
es bei der Umsetzung der Vorgaben erhebliche Unterschiede in den Bistümern gebe. Katsch:
„Eine Vereinheitlichung im Vorgehen wäre hilfreich.“
Die vatikanische Glaubenskongregation
hatte in einem am Montag veröffentlichten Schreiben alle nationalen Bischofskonferenzen
aufgefordert, bis Mai 2012 eigene Leitlinien für den Umgang mit Missbrauchsfällen
zu erarbeiten. Die jeweiligen staatlichen Bestimmungen zur Anzeigepflicht seien „immer
zu beachten“. Die Bischöfe sollen sich verpflichten, den Opfern seelsorgliche und
psychologische Hilfe anzubieten. In Deutschland verabschiedeten die katholischen Bischöfe
bereits 2002 solche Leitlinien; im August 2010 wurden sie verschärft.