Nach den schweren
Zusammenstößen zwischen Kopten und Muslimen in Kairo in der Nacht auf Sonntag hat
das Oberhaupt der orthodoxen Kopten die Christen dazu aufgefordert, ihren Sitzstreik
im Zentrum der Hauptstadt zu beenden. Papst Schenuda III. sagte, der Protest lade
die ohnehin schon gespannte Situation zwischen Kopten und Muslimen noch weiter auf.
Er warnte zudem davor, dass die ägyptische Interimsregierung unter Führung der Streitkräfte
dabei sei, die Geduld mit den Demonstranten zu verlieren. Zuvor hatte eine wütende
Menge in Kairo die christlichen Demonstranten mit Steinen und Brandsätzen angegriffen,
zwei Menschen starben. Jetzt nicht weiter Öl ins Feuer zu gießen, ist auch das Anliegen
der koptischen Katholiken. Bischof Kyrillos William von Assiut sagte uns:
„Wir
müssen alle zusammen weiter daran arbeiten, unser Land aufzubauen. Jeder hat eine
Rolle zu spielen. Man sollte vielleicht die alten Gepflogenheiten ein wenig zur Seite
schieben, die Kopten waren ja beispielsweise ein wenig passiv in der Vergangenheit.
Sie waren vom politischen Leben ausgeschlossen, gingen nicht zur Wahl. Die Kopten
fühlten sich ein wenig als Menschen zweiter Wahl. Jetzt, wo man von der Gleichheit
aller Bürger spricht, kann man auch ein wenig optimistischer sein und niemals die
Hoffnung aufgeben.“
Das sind vorsichtig gewählte Worte in einer Lage,
die aus vielerlei Hinsicht explosiv scheint. Die Demonstranten kampieren seit einer
Woche vor dem Gebäude des staatlichen Fernsehens und verlangen einen besseren Schutz
ihrer Kirchen. Sie reagierten damit auf blutige Ausschreitungen zwischen Christen
und Muslimen, bei denen am vergangenen Wochenende in Kairo 15 Menschen starben und
eine Kirche niedergebrannt wurde. (rv/diverse 16.05.2011 gs)
Unser Foto
zeigt den koptischen Papst Shenouda III. unlängst bei den Osterfeierlichkeiten in
Kairo.