Die Kirche verweigert Mitgliedern der Mafia die Beerdigung. Das hat der Erzbischof
von Neapel, Kardinal Crescenzio Sepe, in einem Brief an Priester bekräftigt. Mafiosi
dürften außerdem weder Tauf- noch Firmpaten und auch keine Trauzeugen sein. Wer sich
zum organisierten Verbrechen bekenne, müsse wissen, dass er nach seinem Tod nicht
in die Kirche, sondern direkt auf den Friedhof komme, schreibt Sepe. Dem Kardinal,
der vor seiner Berufung nach Neapel lange im Vatikan gearbeitet hat, sind vor allem
Begräbnisse ein Dorn im Auge, bei denen es zu einer Art Machtdemonstration von Mafiaclans
am Sarg ihres früheren Mitglieds kommt. Nach Sepes Vorstellungen sollen die Pfarrer,
die ja ihre normalen Kirchgänger meistens kennen, von Fall zu Fall entscheiden, ob
jemand aus ihrer Pfarrei die Voraussetzungen zum Tauf- oder Firmpaten hat oder nicht.
Die katholische Tageszeitung „Avvenire“ hofft, dass Sepes Anweisung den Mafiosi zu
denken gibt. Es gehe darum, die Angehörigen des organisierten Verbrechens gegenüber
einem kulturellen Umfeld zu isolieren, das sie oftmals als ganz gute Christen betrachte.
Der Regionalpräsident von Kampanien, Stefano Caldoro, nennt Sepes Brief „ein starkes
Beispiel dafür, wie man die Mafia mit aller Kraft bekämpfen kann“. - Unser Foto zeigt
Kardinal Sepe am Freitag im Gespräch mit dem Leiter der Anti-Mafia-Ermittlungsbehörde
Dia, General Antonio Girone.