Das katholische Hilfswerk
„Renovabis“ ist besorgt über den Rückgang von Spenden, die aus Kollekten stammen:
Offenbar waren die Kirchgänger letztes Jahr knauseriger, wenn das Kollektenkörbchen
für die Renovabis-Pfingstaktion in den Bänken kreiste. Jesuitenpater Stefan Dartmann
ist Geschäftsführer des Hilfswerks, das sich für die Kirche in Osteuropa engagiert.
Er sagt über den Spendenrückgang:
„Wir wissen, dass wir darin leider in
der Tendenz liegen, denn alle Hilfswerke haben eine ähnliche Erfahrung gemacht. Es
spiegelt sich auch etwas von der Krise der bundesdeutschen Kirche im letzten Jahr
darin wieder; dennoch hoffe ich, dass das in diesem Jahr sich doch wieder etwas in
die andere Richtung bewegen wird!“
Insgesamt hat Renovabis letztes Jahr
843 Projekte in 28 Ländern unterstützt. Gesamtsumme: fast 30 Millionen Euro. Das sind
zwei Millionen mehr als im Vorjahr, wo man sich wegen der Wirtschafts- und Finanzkrise
etwas zurückgehalten hatte. Leitmotto aller Projekte auch diesmal: Hilfe zur Selbsthilfe.
Fast die Hälfte des Geldes floss in pastorale Projekte, 16 Prozent wurden für Soziales
ausgegeben, etwa für Straßenkinder in der Ukraine. Auch um die letzte Diktatur Europas,
nämlich Weißrussland, macht Renovabis keinen Bogen.
„Die Projekte, die wir
in Weißrussland haben, sind solcher Art, dass wir auf die politische Situation nicht
viel Rücksicht nehmen müssen. Es ist eine schwierige Situation für die katholische
Kirche vor Ort, ja – aber viele Projekte sind doch so, dass eigentlich jeder Mensch
guten Willens sagen könnte: Die sollten unterstützt werden. Und diese Hilfe ist, selbst
wenn sie vom Ausland kommt, in Weißrussland doch herzlich willkommen.“
Eine
immer größere Rolle bei der Auswahl von Projekten spielt, wie Dartmann erzählt, die
ökologische Frage – ob das die Gewinnung von Solarenergie in einem polnischen Kloster
ist oder ein Fach Umwelterziehung als Teil der Ausbildung von Theologen in der Ukraine.
Hintergrundrauschen allen Engagements von Renovabis in Osteuropa ist das Wort Ökumene.
„Die Ökumene ist wichtig – vor allem in Ländern wie der Ukraine, wo ich erst in der
letzten Woche gewesen bin, ist die Ökumene ein ständiges Problem, mit fünf Kirchen
sozusagen: drei orthodoxen und zwei katholischen Traditionen. Da muss man immer die
Ökumene als einen Hintergrund für jedes Engagement im Blick haben. Die katholische
Kirche unterstützt auch Projekte – und Renovabis damit auch – die die orthodoxe Kirche
betreffen: Allerdings ist das nur ein Bruchteil der Projekte. De facto haben wir nicht
einmal zwei Prozent der Projekte, die direkt mit der orthodoxen Kirche zusammenhängen.
Aber es sind Zeichen (auch in Zusammenarbeit mit dem Einheitsrat in Rom und dem Vatikan),
die zeigen: Die katholische Kirche kümmert sich auch um Fragen, die andere christliche
Denominationen betreffen und Anlass zur Sorge bieten.“
Am Dienstag legte
das Hilfswerk in Frankfurt seine Jahresbilanz vor.