Ein so genannter „Marsch
der Freiheit“ hätte es werden sollen. Vergangenes Wochenende sollte es in Köln wieder
zu einer Großdemonstration der Organisation „ProKöln“ kommen, 2.500 Teilnehmer waren
angekündigt, die nach eigenen Angaben quer durch die Kölner Innenstadt laufen wollten.
Es kam aber anders. Medienberichten zufolge waren es gerade einmal 300 Menschen, die
daran teilnahmen, und selbst die waren von der Polizei vollständig abgeschirmt. Mehr
als 2.000 Menschen aus Köln und Umgebung demonstrierten nämlich gegen dieses Bündnis
von ProKöln und der rechtsradikalen Partei Vlaamse Belang aus dem benachbarten Belgien.
Zu einem Protest gegen Rechts hatte auch die Kirche aufgerufen, allerdings zu einem
Protest der anderen Art. Das Kölner Domradio hat mit Pfarrer Franz Meurer gesprochen,
der erklärt, warum ein Christ und Katholik sich engagieren muss.
„ProKöln
Wähler sind oft Menschen, die in der Gesellschaft nicht vorkommen dürfen. Warum? Weil
sich keiner um die Arbeitslosen kümmert. Es ist auch eine Frage der sozialen Verantwortung
von Christen, ob wir Rechtsradikalen Wähler zutreiben, weil wir uns um die 15% der
jungen Menschen, die am Fliegenfänger hängen – wie alle Forschungen sagen – nicht
kümmern. Der Ausgangspunkt muss sein: ‚Freiheit’ heißt nicht ‚Freiheit von Muslimen’,
was ProKöln sagt, sondern Freiheit und Vernunft sind die Voraussetzungen von Religion.“
Kirchenvertreter
wie Hannelore Bartscherer vom Katholikenausschuss Köln hatten deutlich gemacht, dass
Ausgrenzung keine Lösung sei. Die Kirche wolle gesellschaftliches Engagement, genau
so, wie es Pfarrer Meurer lebt:
„Ich bin natürlich Mitglied der Gewerkschaft
– seit 35 Jahren – und seit 43 Jahren in der CDU; man muss sich ja als Demokrat engagieren.
Aber inzwischen ist die Zeit reif, dass die Gewerkschaftsmitglieder, selbst die Linke,
auch in die Kirche kommen, weil sie begreifen, dass die Leute, die sich am intensivsten
für Freiheit und Vernunft engagieren, oft auch gläubige Menschen sind.“
Insgesamt
seien die Kundgebungen „relativ friedlich“ verlaufen, so ein Polizeisprecher. Lediglich
vereinzelt habe es Gewalt und Festnahmen gegeben.