Papst Benedikt in
der Gondel auf dem Canale Grande – lange dauert`s nicht mehr, dann wird dieses Bild
Wirklichkeit. Die Stadt in der Lagune platzt in diesen Tagen nur so von Touristen
aus aller Welt; trotzdem, den Santo Padre wollen die Venezianer, die selbst im 20.
Jahrhundert drei Päpste gestellt haben, gebührend empfangen. Dazu werden zunächst
einmal die riesigen Werbetafeln, die an normalen Tagen den Dogenpalast und andere
zentrale Gebäude verunstalten, mit schwarzen Tüchern verhängt. Außerdem: Gelb-weiße
Fahnen überall, Blumen und historische Banner am Hauptkanal, riesige Willkommens-Schriftzüge
am historischen Palast „Ca`Corner“ und an der angeblich von Michelangelo designten
Rialtobrücke. Auf dem Markusplatz steht schon ein Podest für den Papst (mit Auffahrt-Rampe
für das Papamobil, das die Stadt dem Gast aus Rom schenkt), die Lokalzeitungen versprechen
einen Empfang im „Seemanns-Stil“ und sagen schönes Wetter voraus.
Die Leute
auf der Straße reden im Moment noch vor allem über die Kosten des Papstbesuchs; die
Menschen hier im wohlhabenden „nordest“ gelten dem Rest Italiens als ernsthaft, aber
etwas geizig. Um jeder Kritik zuvorzukommen, hat das Erzbistum Kollekten für die Finanzierung
der Visite angesetzt und bittet außerdem die Stadtväter nur um den normalen Beitrag,
den diese auch bei anderen Events leisten, etwa bei Sport- oder Musikveranstaltungen.
„Es
wird den Menschen des Nordest vor allem gut tun, mal wieder im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit
zu stehen“, sagt der Politologe Paolo Feltrin in einer Zeitschrift voraus. „Das verbindende
Gefühl in unseren Breiten ist nämlich das, am Rand zu stehen, weit von der Hauptstadt,
nah an den Grenzen. Sowohl geographisch wie politisch.“ „Gut, dass noch einmal ein
Papst kommt, bevor unsere Stadt untergeht“, scherzt ein Venezianer gesprächsweise.
Und das erinnert daran, dass die größten Hoffnungen hier nicht auf Benedikt XVI. ruhen,
sondern auf „Mose“: So biblisch heißt ein Projekt, das ab 2015 Venedig vor dem Hochwasser
und vor dem Versinken schützen soll. 75 Fluttore, geschätzte Kosten fast vier Millionen
Euro, bis diese Tore in der Lagune installiert sind, von da an jährlich 18 Millionen
Euro. Dagegen sind die Kosten der Papstreise von diesem Wochenende ein Klacks.