Über das Thema Bildung in Nordafrika und dem Nahen Osten spricht der deutsche Pfarrer
Joachim Schroedel in Ägypten. Im Gespräch mit dem Münchner Kirchenradio verweist Schroedel
auf die lange Tradition der katholischen Kirche im Bereich der Erziehung der Menschen
in den Ländern Nordafrikas:
„Die orthodoxen Kirchen, also die orientalischen
Christen, sind im Bildungsbereich leider nicht so sehr aktiv, wohl aber die katholischen
und mit Rom unierten Kirchen, die es hier gibt. Ich erinnere daran, dass wir etwa
hier in Ägypten zwei deutsche Schulen haben, die von den Barmherzigen Schwestern vom
Heiligen Karl Borromäus seit über hundert Jahren geleitet werden. Die katholische
Kirche hat hier etwa 170 Privatschulen in kirchlicher Trägerschaft. Hier wird also
sehr viel getan, und hier denke ich, muss und kann noch mehr getan werden. Die Orthodoxie
ist da etwas zurückhaltender, um es vorsichtig auszudrücken. Aber das ist natürlich
auch eine Chance für eine weltoffene und weltweite Kirche wie die römisch-katholische,
dass die Solidarität im Bildungsbereich weltweit wird.“
Pfarrer Schroedel
hat die Aufstände in Ägypten unmittelbar miterlebt. Zurzeit blickt er sorgenvoll nach
Syrien, wo tausende Menschen seit Wochen gegen die Regierung protestieren.
„Aufgrund
der guten Vernetzung unserer katholischen Kirche ist es relativ einfach, den Kontakt
zu halten. Etwa mit den Franziskanern in Damaskus, die ständig von kleineren Auseinandersetzungen
oder auch dem einen oder anderen größeren Ereignis in Damaskus berichten. Stärker
scheint es allerdings im Süden zu sein, in der von der Presse oft genannten Stadt
Dar’a. Dort ist allerdings alles hermetisch abgeschlossen. Es sind einige Deutsche,
die Damaskus verlassen haben. Zunächst einmal denke ich, dass es eine sehr schwierige,
herausfordernde Situation ist. Die Härte des Regimes ist nicht zu unterschätzen.“
Medien
berichten, dass Soldaten auf Demonstranten scharf schießen und Versammlungen mit Panzern
auflösen. An den Protesten in Syrien beteiligen sich unterschiedliche Minderheiten,
unter anderem Alawiten, Kurden und auch Christen.
„Wir haben ja im Gegensatz
zu Ägypten in Syrien eine größere Gruppe von Christen, wir schätzen um die zwanzig
Prozent, die unter dem Regime eigentlich recht gut leben konnten. Dieses Regime ist
kein islamistisches Regime, sondern eher ein sozialistisches. Von daher kann man sagen,
es ging den Christen keinesfalls schlecht. Inzwischen höre ich, dass, so wie in anderen
Ländern auch, vor allem hier in Ägypten, sich auch die Christen den Protesten anschließen.
Seite an Seite wird gekämpft oder auch für eine Freiheit demonstriert, die dringend
notwendig ist. Denn das Regime von Assad hat, wie alle anderen Regime hier im Nahen
Osten doch auch abgehalftert, da es im sozialen Bereich, wir Christen würden sagen
im karitativen Bereich, sehr große Fehlleistungen aufzuweisen hat.“