2011-05-06 10:55:19

Ägypten/Syrien: Auch die Christen protestieren


Über das Thema Bildung in Nordafrika und dem Nahen Osten spricht der deutsche Pfarrer Joachim Schroedel in Ägypten. Im Gespräch mit dem Münchner Kirchenradio verweist Schroedel auf die lange Tradition der katholischen Kirche im Bereich der Erziehung der Menschen in den Ländern Nordafrikas:

„Die orthodoxen Kirchen, also die orientalischen Christen, sind im Bildungsbereich leider nicht so sehr aktiv, wohl aber die katholischen und mit Rom unierten Kirchen, die es hier gibt. Ich erinnere daran, dass wir etwa hier in Ägypten zwei deutsche Schulen haben, die von den Barmherzigen Schwestern vom Heiligen Karl Borromäus seit über hundert Jahren geleitet werden. Die katholische Kirche hat hier etwa 170 Privatschulen in kirchlicher Trägerschaft. Hier wird also sehr viel getan, und hier denke ich, muss und kann noch mehr getan werden. Die Orthodoxie ist da etwas zurückhaltender, um es vorsichtig auszudrücken. Aber das ist natürlich auch eine Chance für eine weltoffene und weltweite Kirche wie die römisch-katholische, dass die Solidarität im Bildungsbereich weltweit wird.“

Pfarrer Schroedel hat die Aufstände in Ägypten unmittelbar miterlebt. Zurzeit blickt er sorgenvoll nach Syrien, wo tausende Menschen seit Wochen gegen die Regierung protestieren.

„Aufgrund der guten Vernetzung unserer katholischen Kirche ist es relativ einfach, den Kontakt zu halten. Etwa mit den Franziskanern in Damaskus, die ständig von kleineren Auseinandersetzungen oder auch dem einen oder anderen größeren Ereignis in Damaskus berichten. Stärker scheint es allerdings im Süden zu sein, in der von der Presse oft genannten Stadt Dar’a. Dort ist allerdings alles hermetisch abgeschlossen. Es sind einige Deutsche, die Damaskus verlassen haben. Zunächst einmal denke ich, dass es eine sehr schwierige, herausfordernde Situation ist. Die Härte des Regimes ist nicht zu unterschätzen.“

Medien berichten, dass Soldaten auf Demonstranten scharf schießen und Versammlungen mit Panzern auflösen. An den Protesten in Syrien beteiligen sich unterschiedliche Minderheiten, unter anderem Alawiten, Kurden und auch Christen.

„Wir haben ja im Gegensatz zu Ägypten in Syrien eine größere Gruppe von Christen, wir schätzen um die zwanzig Prozent, die unter dem Regime eigentlich recht gut leben konnten. Dieses Regime ist kein islamistisches Regime, sondern eher ein sozialistisches. Von daher kann man sagen, es ging den Christen keinesfalls schlecht. Inzwischen höre ich, dass, so wie in anderen Ländern auch, vor allem hier in Ägypten, sich auch die Christen den Protesten anschließen. Seite an Seite wird gekämpft oder auch für eine Freiheit demonstriert, die dringend notwendig ist. Denn das Regime von Assad hat, wie alle anderen Regime hier im Nahen Osten doch auch abgehalftert, da es im sozialen Bereich, wir Christen würden sagen im karitativen Bereich, sehr große Fehlleistungen aufzuweisen hat.“

(kirchenradio 05.05.2011 ak)







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