Erstmals hat ein katholischer Priester in einer Istanbuler Synagoge eine Ansprache
gehalten, berichtete gestern die Nachrichtenagentur Kathpress. Pater Franz Kangler
sprach im Rahmen einer Holocaust-Gedenkstunde in der Aschkenazim-Synagoge über die
„schuldbeladene Geschichte des Christentums“ den Juden gegenüber. Der „langen, schmerzvollen
Geschichte“ des kirchlichen Antisemitismus stünde erst eine „kurze Zeit des Nachdenkens
und der Trauer“ auf der Seite der ehemaligen Täter gegenüber. Er erinnerte aber auch
an die Taten des seligen Papst Johannes XXIII. Dieser habe bereits in den Dreißiger
Jahren in Istanbul zu einer Gruppe Rabbiner gesagt: Ich bin Giuseppe, Euer Bruder.
Das von ihm einberufene Zweite Vatikanum habe dann die Blickweise der katholischen
Kirche auf das Judentum verändert. Kangler ist in Istanbul der Superior der St. Georgs-Kirche
und langjähriger Direktor des Österreichischen St.-Georgs-Kollegs.