Wie die Krise in Libyen
beilegen? Zu diesem Thema kamen an diesem Donnerstag in Rom die so genannte Libyen-Kontaktgruppe
zusammen, das sind Vertreter von 40 Staaten und internationalen Organisationen, darunter
EU, UNO, Nato und Arabische Liga. Die Libyen-Kontaktgruppe will einen Fonds zur finanziellen
Unterstützung der Gegner des Diktators Muammar Gaddafi einrichten. Auch Geld aus dem
Vermögen des Machthabers selbst soll in den Fonds fließen, nämlich jenes, das im Ausland
beschlagnahmt wurde. Westerwelle: „Geld auch für humanitäre Ziele“ Im
Interview mit Radio Vatikan bezeichnete der deutsche Außenminister Guido Westerwelle
das Treffen der Kontaktgruppe als „erfolgreich“: es sei ein klares Signal gegenüber
dem libyschen Diktator gegeben worden. Das Geld aus dem Fond solle auch für humanitäre
Zwecke verwendet werden, gab der Minister an. „Es geht auch darum, dass den
Menschen geholfen wird, humanitär geholfen wird, dass die finanziellen Mittel zur
Verfügung gestellt werden, dass auch tatsächlich der Nationale Übergangsrat seine
Arbeit erfolgreich durchführen kann. Wir selbst werden dafür in Deutschland und den
anderen Mitgliedsländern unsere Überlegungen anstellen müssen, wie das Geld zum libyschen
Volk kommen kann, denn dem gehört es und zu dessen Wohl muss es eingesetzt werden.
Das ist Geld, das ist durch die Sanktionspolitik international eingefroren. Wir wollen
es ja nicht behalten, sondern es muss dahin kommen, wo es hilft, sprich zu den Bürgerinnen
und Bürgern Libyens - für die medizinische und humanitäre Hilfe, natürlich auch für
die politische Arbeit, sprich auch eine entsprechende Regierungsführung.“ Allerdings
werde die Libyen-Konferenz weiter die Frage beschäftigen, wie diese eingefrorenen
Gelder überhaupt „losgeeist“ werden können - juristisch gesehen sei es nämlich nicht
gerade einfach, sie frei zu bekommen, war aus den Ausführungen des Ministers herauszuhören.
Man hoffe auch auf die finanziellen Ressourcen des vergleichsweise wohlhabenden Landes,
so der Minister weiter.
Kritik aus Tripolis Aus Tripolis äußert
sich Bischof Innocenzo Martinelli kritisch auf den Vorschlag einer Finanzierung der
Rebellenbewegung. Ein solcher Fonds könne „ein Klima von Anarchie und Hass“ schaffen,
so der Bischof im Gespräch mit Asianews. In den Zonen, die unter der Kontrolle der
Rebellen stünden, herrsche bereits jetzt „vollkommene Anarchie“. Dass man sich in
Libyen auf ein „anhaltendes Engagement“ zur Befriedung der Lage einstellen müsse,
sei auf der Libyenkonferenz in Rom in vielen Redebeiträgen zum Ausdruck gekommen,
räumte Westerwelle ein. Das Militärische habe dabei Grenzen, so der Minister. Man
setze auf einen – vom libyschen Übergangsrat mitgetragenen – politischen Prozess,
in dem Deutschland positiv wirken könne. Westerwelle: „Und deshalb ist es wichtig,
dass der Vertreter des Nationales Übergangsrates – so wie wir – diesen Fahrplan des
politischen Prozesses noch einmal unterstrichen haben: also Verfassung, Referendum
und anschließend dann auch freie Wahlen.“ Auf die Frage von Radio Vatikan,
ob denn die Appelle des Vatikans und der Kirchenvertreter vor Ort – wie zum Beispiel
die von Bischof Martinelli in Tripolis – bei der Libyenfrage zur Kenntnis genommen
worden seien, ging der Minister nicht explizit ein.
Erst Libyen, dann
Syrien? Der Schutz der Zivilbevölkerung stehe beim Libyen-Einsatz im Mittelpunkt,
hieß es von Seite der NATO-Staaten zur Rechtfertigung des militärischen Einsatzes
in dem Land. Aber müsste man dann nicht auch in Syrien eingreifen, wo ein weiteres
Regime derzeit massiv gegen die Opposition vorgeht? Da habe man derzeit eher politische
Sanktionen im Blick, antwortete Minister Westerwelle auf die Frage von Radio Vatikan: „Dazu
zählt ein Waffenembargo, beispielweise auch die Vermögenseinfrierung und eine entsprechende
Reisebeschränkung. Deutschland, Frankreich und Großbritannien haben innerhalb der
europäischen Union die Initiative ergriffen für eine Sanktionspolitik gegenüber Syrien,
damit Präsident Assad auch weiß: Wenn er diese Art der Gewalt gegen sein eigenes Volk
fortsetzt, dann wird das nicht ohne Konsequenzen bleiben, dann werden umfangreiche
Sanktionen beschlossen werden müssen – genau dazu finden derzeit die Gespräche statt.“
Osama
Bin Ladens Tod „eine Chance“ Von der Tötung des Top-Terroristen Osama Bin
Laden durch amerikanische Spezialeinheiten erhofft sich der deutsche Außenminister
Chancen der Terrorismusbekämpfung auch weit über Afghanistan und die Maghreb-Region
hinaus.