2011-05-04 15:09:54

Österreich: Religionsvertreter fordern mehr Integrationsbemühungen


RealAudioMP3 Für mehr Integrationsbemühungen haben sich am Montagabend die führenden Religionsvertreter in Österreich ausgesprochen. Kardinal Christoph Schönborn, der orthodoxe Metropolit Michael Staikos, der lutherische Bischof Michael Bünker, der Präsident der Islamischen Glaubensgemeinschaft Anas Schakfeh und Ariel Muzicant, Präsident der Israelitischen Kultusgemeinde: Sie alle waren auf Einladung von Außenminister und Vizekanzler Michael Spindelegger im Außenministerium zu einer Debatte zusammengekommen. Österreich brauche einen Paradigmenwechsel, meinte Muzicant: Bevölkerungswanderungen und damit auch Integration seien eine unabwendbare Realität und müssten deswegen positiv in den Blick genommen werden. Es gelinge der Politik aber nicht, den Menschen die Angst zu nehmen und eine Entemotionalisierung der Debatte zu bewirken.

An der Auseinandersetzung mit dem Fremden führe im Europa des 21. Jahrhunderts kein Weg vorbei, pflichtete Metropolit Staikos bei. Für die orthodoxen Zuwanderer nach Österreich stellte er fest, dass sich diese gut integrieren würden. Freilich, räumte er ein, sei dies für orthodoxe Christen in Österreich auch leichter als für Muslime. Schakfeh wiederum wies darauf hin, dass die Integration der Muslime in Österreich weit besser sei als in so manchen anderen Ländern Europas.

Bischof Bünker erinnerte Außenminister Spindelegger daran, dass die Religionsgemeinschaften bereits 2008 den politisch Verantwortlichen ein ausführliches Dokument über ihre gemeinsamen Vorstellungen von Integration vorgelegt hätten. Religion dürfe im Rahmen des Integrationsprozesses nicht als Problem, sondern als Teil der Lösung angesehen werden.

Kardinal Schönborn sprach von „Hausaufgaben“, die alle gesellschaftlichen Akteure von der Politik bis zu den Kirchen zu erledigen hätten. Integration könne letztlich nur gelingen, wenn es zu einer „gelebten Nachbarschaft“ komme; wenn sich die Menschen gegenseitig einladen, gemeinsam Feste feiern oder sich auch sozial engagieren, so Schönborn.

Angesprochen auf den Dialog zwischen Judentum und Christentum meinte Muzicant, dass dieser „sehr gut“ sei, jener zwischen Judentum und Islam hingegen „sehr schlecht“. Dem widersprach auch Schakfeh nicht. Einig waren sich beide auch über den Grund dafür: der Nahostkonflikt. Persönlich habe man hingegen keine Probleme miteinander. Metropolit Staikos ortete noch viel Aufholbedarf beim „interreligiösen Dialog“, und hoffte, „das man vielleicht irgendwann auch über unangenehme Dinge sprechen können wird, für die es heute noch zu früh ist“. Als Beispiel nannte der Metropolit die Christenverfolgung in islamischen Ländern.

Spindelegger wies in seinem Statement auf das im EU-Vertrag von Lissabon verankerte Dialoggebot zwischen Kirchen und Religionsgemeinschaften und der EU sowie die in der EU-Charta der Menschenrechte verbriefte Religionsfreiheit hin. Er verstehe diese Grundlagen auch als „Auftrag an uns alle, die Ziele und Werte der Europäischen Union aktiv mit zu gestalten“. Einig waren sich die Diskutanten, dass der Dialog nicht nur auf höchster Ebene geführt werden dürfe. Er müsse die Basis erreichen. Er wolle sich deshalb zumindest auch auf einen Dialog zwischen Politik und Kirchen auf Bundesländerebene einsetzen, so Spindelegger.

(kap 04.05.2011 sk)








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