D: Bin Ladens Tod, Friedensbewegung kritisiert Politik
Die deutsche Friedensbewegung hat die Reaktionen der Politik auf den Tod Osama
bin Ladens kritisiert. „Wenn die Tötung eines Menschen, wie groß auch seine Verbrechen
sein mögen, von westlichen Politikern mit Erleichterung aufgenommen und gefeiert wird,
begeben sie sich auf das Niveau derjenigen Terroristen, denen ein Menschenleben nichts
wert ist“, erklärte der Bundesausschuss Friedensratschlag am Dienstag in Kassel. Der
von US-Präsident Georg W. Bush nach dem 11. September 2001 angeordnete „Rachefeldzug“
in Afghanistan habe ein Vielfaches an Toten gekostet als der Anschlag auf das World
Trade Center, betonte der Sprecher des Ausschusses Peter Strutynski. Auch könne nach
dem Tod bin Ladens nicht von mehr Sicherheit die Rede sein. In Afghanistan, Pakistan
und anderen Ländern hätten sich Terrororganisationen während des 10-jährigen „Krieges
gegen den Terror“ weiter verbreitet und zahlreiche Regionen destabilisiert. „Ein Ende
dieser Entwicklung ist mit der Ausschaltung einer terroristischen Führungsperson nicht
zu erwarten“, so Strutynski. Der Jenaer Ethiker und Theologe Nikolaus Knoepffler
wertet die Tötung von Osama bin Laden als „Nothilfe“; auch bei Verbrechern wie Osama
Bin Laden sei die Todesstrafe ein falscher Weg. Es sei jedoch jemand getötet worden,
bei dem man davon habe ausgehen müssen, dass er weiterhin vielen Menschen großes Leid
zugefügt hätte, präzisierte er am Montag im Interview mit dem Kölner Domradio. Dies
habe aber nichts mit Rache zu tun, denn Rache sei keine angemessene christliche Reaktion.
Bundeskanzlerin und CDU-Politikerin Angela Merkel hatte am Montag gesagt,
sie „freue“ sich über den Tod Bin Ladens. Weiter sprach sie US-Präsident Barack Obama
ihren „Respekt“ über die Kommando-Aktion aus und verband ihre Stellungname im Kanzleramt
mit einer Botschaft an alle Terroristen: „Terrorakte bleiben nicht ungesühnt“, so
Merkel wörtlich. Die Grünen wählten vorsichtigere Worte: Man sei „erleichtert“, so
Grünen-Politiker Cem Özdemir nach Tötung des Top-Terroristen, hätte sich aber
auch gewünscht, dass Bin Laden „vor ein internationales Gericht“ gestellt hätte werden
können. Das hätte die muslimische Gemeinschaft in Deutschland auch vorgezogen:
„Die Angehörigen der Opfer der Anschläge vom 11. September können dem Schuldigen nicht
mehr ins Gesicht sehen“, bedauerte sie die Attacke mit Todesfolge. Die Seebestattung
des Terroristen durch amerikanische Streitkräfte kommentierte die Gemeinschaft als
„intelligente Wahl“: „So kann zukünftig an einem Grab keine Kultstätte für Extremisten
entstehen.“(rv/kna/diverse 03.05.2011 pr)