2011-04-28 15:51:39

Libyen: „Wir fühlen uns verraten"


RealAudioMP3 Die Menschen in Libyen fühlen sich verraten von Europa und besonders von Italien. Nach den „gezielten Bombardierungen“ der NATO im Land herrsche Entsetzen, sagte im Gespräch mit uns Bischof Giovanni Innocenzo Martinelli, apostolischer Vikar in Tripolis und selbst Italiener.

„Es ist ein Widerspruch, dass Italien sich an den NATO-Kriegseinsätzen in Libyen beteiligt. Das libysche Volk und die Menschen, die ich traf, fühlen sich verraten: verraten in einer Freundschaft, in einer langen Zusammenarbeit zwischen Italien und Libyen. Den Leuten ist unverständlich, dass da nun „gezielt“ Bomben abgeworfen werden sollen. Was heißt „gezielt“? Worauf zielen sie?“

In der Nacht auf diesen Donnerstag sei es zu einem Bombenabwurf in der Nähe seiner Residenz gekommen, erzählte Martinelli. „Es ist verrückt zu denken, man könne eine Stadt bombardieren und dabei keine zivilen Opfer haben“, so der Bischof wörtlich. Er registriert aber auch mehr und mehr Bemühungen, den Konflikt in und mit Libyen auf dem Verhandlungsweg zu lösen.

„Doch, Hoffnungszeichen gibt es. Mehr und mehr Länder haben sich gegen den Krieg ausgesprochen. Ich weiß nicht, warum das kaum in den Nachrichten vorkommt. In die Nachrichten schaffen es jene Staaten, die in den Krieg ziehen. Aber einzelne Länder wollen an einem Dialog arbeiten. Das ist, denke ich, der richtige Weg. Die Anwendung von Gewalt führt zu nichts.“

Unterdessen denkt die Nato sechs Wochen nach Beginn des internationalen Luftkriegs gegen das libysche Regime daran, ihren militärischen Druck sogar noch zu erhöhen. Der Kommandeur der Nato-Angriffe sprach von „Erfolgen“. „Die Zahl der zivilen Opfer würde weitaus höher liegen, wäre die Nato nicht in Libyen“, sagte der französische General Charles Bouchard. Die jüngsten Angriffe auf Gaddafis Kommandozentrale in der Hauptstadt Tripolis trügen zu einem Ende der Gewalt bei und schaffen „eine Umgebung für Dialog und Diplomatie“, so der General. Der Krieg in Libyen hat inzwischen mehr als 600.000 Menschen zur Flucht aus dem Land getrieben, gab die Internationale Organisation für Migration (IOM) bekannt.
(rv/diverse 28.04.2011 gs)








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