Die deutschen Bischöfe
wollen eine eigene Stellungnahme zur Kernkraft veröffentlichen. Das Papier soll laut
Angaben der Deutschen Bischofskonferenz im Laufe des Monats Mai erscheinen. Derweil
hat an diesem Donnerstag zum zweiten Mal die Ethikkommission zur Atomenergie getagt.
Das Gremium wurde eigens von Bundeskanzlerin Angela Merkel eingesetzt.
Zum
ersten Mal ist das Treffen der Ethikkommission live im Fernsehen und Internet zu sehen.
Mit dabei sind auch drei Kirchenvertreter: der Münchner Kardinal Reinhard Marx, der
Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken, Alois Glück und der evangelische
Landesbischof Ulrich Fischer. Den ganzen Donnerstag werden die Mitglieder über
die Zukunft der Atomenergie debattieren. Im Mittelpunkt der Tagesordnung steht eine
Expertenanhörung. Vertreter der Wirtschaft, Wissenschaft und Zivilgesellschaft treffen
mit den Kommissionsmitgliedern in Berlin zusammen. Am 28. Mai 2011 soll dann die Ethikkommission
ihren Abschlussbericht öffentlich vorstellen. Ziel der Kommission ist ein breiter
gesellschaftlicher Konsens über eine Wende in der Energiepolitik nach der Reaktorkatastrophe
im japanischen Fukushima. Hierzu soll die Ethikkommission mit ihren Empfehlungen bis
Ende Mai eine wichtige Grundlage erarbeiten.
Töpfer: Skeptische Haltung Der
Vorsitzende des Gremiums, der frühere Umweltminister Klaus Töpfer (CDU), wies zum
Auftakt am Donnerstagmorgen auf die grundsätzlich skeptische Haltung der Deutschen
zur Atomkraft hin. In Deutschland habe es bereits vor dem Reaktorunglück in Tschernobyl
die „gemeinsame gesellschaftliche Überzeugung“ gegeben, dass die Kernenergie eine
Übergangstechnik sei. Es sei aber wichtig, durch einen Ausstieg aus der Atomenergie
keine Arbeitsplätze zu gefährden oder das Klima zusätzlich zu belasten. Die Ergebnisse
der Sitzung sollen in die zweite Klausursitzung der Ethikkommission Mitte Mai einfließen.
Teyssen:
Keinen Königsweg E.ON-Chef Johannes Teyssen sagte, es gebe keinen Königsweg
ohne ethische Risiken und Nachteile. Die Kernenergie hielt er als Brückentechnologie
weiter für unverzichtbar. Deutschland müsse seine internationalen Verpflichtungen
zur Reduktion des CO2-Ausstoßes einhalten. Dies sei bei einer kürzeren Laufzeit „schlicht
unmöglich“, sagte Teyssen.
Kohler: Ausbau der Speichertechnologien Stephan
Kohler von der Deutschen Energie-Agentur DENA sagte, bis 2020 könnte der Anteil Erneuerbarer
Energien an der Stromversorgung von heute rund 22 Prozent auf 40 Prozent steigen.
Allerdings unterlägen alternative Energien wie die Solar- und Windenergie Schwankungen,
so dass es unbedingt einen Ausbau der Speichertechnologien brauche.
Hintergrund Dem
Gremium gehören 17 Mitglieder aus allen Bereichen der Gesellschaft an, darunter drei
Vertreter der Kirchen. Den Vorsitz der Ethikkommission haben der frühere Bundesumweltminister
Klaus Töpfer (CDU) und der Präsident der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG), Matthias
Kleiner. Weitere Mitglieder sind der frühere Hamburger Bürgermeister Klaus von Dohnany
sowie der Soziologe und Risikoforscher Ulrich Beck.