2011-04-28 17:41:41

D: Kirche will Ausstieg aus der Atomenergie


RealAudioMP3 Die deutschen Bischöfe wollen eine eigene Stellungnahme zur Kernkraft veröffentlichen. Das Papier soll laut Angaben der Deutschen Bischofskonferenz im Laufe des Monats Mai erscheinen. Derweil hat an diesem Donnerstag zum zweiten Mal die Ethikkommission zur Atomenergie getagt. Das Gremium wurde eigens von Bundeskanzlerin Angela Merkel eingesetzt.

Zum ersten Mal ist das Treffen der Ethikkommission live im Fernsehen und Internet zu sehen. Mit dabei sind auch drei Kirchenvertreter: der Münchner Kardinal Reinhard Marx, der Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken, Alois Glück und der evangelische Landesbischof Ulrich Fischer.
Den ganzen Donnerstag werden die Mitglieder über die Zukunft der Atomenergie debattieren. Im Mittelpunkt der Tagesordnung steht eine Expertenanhörung. Vertreter der Wirtschaft, Wissenschaft und Zivilgesellschaft treffen mit den Kommissionsmitgliedern in Berlin zusammen. Am 28. Mai 2011 soll dann die Ethikkommission ihren Abschlussbericht öffentlich vorstellen. Ziel der Kommission ist ein breiter gesellschaftlicher Konsens über eine Wende in der Energiepolitik nach der Reaktorkatastrophe im japanischen Fukushima. Hierzu soll die Ethikkommission mit ihren Empfehlungen bis Ende Mai eine wichtige Grundlage erarbeiten.

Töpfer: Skeptische Haltung
Der Vorsitzende des Gremiums, der frühere Umweltminister Klaus Töpfer (CDU), wies zum Auftakt am Donnerstagmorgen auf die grundsätzlich skeptische Haltung der Deutschen zur Atomkraft hin. In Deutschland habe es bereits vor dem Reaktorunglück in Tschernobyl die „gemeinsame gesellschaftliche Überzeugung“ gegeben, dass die Kernenergie eine Übergangstechnik sei. Es sei aber wichtig, durch einen Ausstieg aus der Atomenergie keine Arbeitsplätze zu gefährden oder das Klima zusätzlich zu belasten. Die Ergebnisse der Sitzung sollen in die zweite Klausursitzung der Ethikkommission Mitte Mai einfließen.

Teyssen: Keinen Königsweg
E.ON-Chef Johannes Teyssen sagte, es gebe keinen Königsweg ohne ethische Risiken und Nachteile. Die Kernenergie hielt er als Brückentechnologie weiter für unverzichtbar. Deutschland müsse seine internationalen Verpflichtungen zur Reduktion des CO2-Ausstoßes einhalten. Dies sei bei einer kürzeren Laufzeit „schlicht unmöglich“, sagte Teyssen.

Kohler: Ausbau der Speichertechnologien
Stephan Kohler von der Deutschen Energie-Agentur DENA sagte, bis 2020 könnte der Anteil Erneuerbarer Energien an der Stromversorgung von heute rund 22 Prozent auf 40 Prozent steigen. Allerdings unterlägen alternative Energien wie die Solar- und Windenergie Schwankungen, so dass es unbedingt einen Ausbau der Speichertechnologien brauche.

Hintergrund
Dem Gremium gehören 17 Mitglieder aus allen Bereichen der Gesellschaft an, darunter drei Vertreter der Kirchen. Den Vorsitz der Ethikkommission haben der frühere Bundesumweltminister Klaus Töpfer (CDU) und der Präsident der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG), Matthias Kleiner. Weitere Mitglieder sind der frühere Hamburger Bürgermeister Klaus von Dohnany sowie der Soziologe und Risikoforscher Ulrich Beck.

(muenchner kirchenradio/kna/pm 28.04.2011 mg)







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