Mehrere von Abschiebung bedrohte Roma-Familien haben ihre zweite Nacht in der römischen
Basilika Sankt Paul vor den Mauern verbracht. Augenblicklich sollen sich nach italienischen
Medienberichten noch rund sechzig Personen auf dem unter vatikanischer Hoheit stehenden
Areal aufhalten. Seit Samstagmorgen hatten zahlreiche Roma die Kirche verlassen. Bislang
16 willigten in eine Ausreiseforderung von Bürgermeister Gianni Alemanno ein. Unterdessen
versorgte die römische Caritas die Roma mit Lebensmitteln und Decken. Einige Mitglieder
der Gruppe, die von der vatikanischen Gendarmerie an einer Rückkehr in die Basilika
gehindert wurden, harren vor dem Gebäude aus. Ein Caritas-Mitarbeiter erklärte Online-Medien
zufolge, die Hilfe richte sich ebenso an die Personen draußen wie jene in der Kirche.
Zudem werden die Roma von Sympathisanten und Menschenrechtsaktivisten unterstützt.
Auf Initiative von Kardinalvikar Agostino Vallini, dem Stellvertreter des Papstes
für das Bistum Rom, bemüht sich die Caritas um Vermittlung zwischen den Roma und der
Stadtverwaltung. Der Leiter der Caritas Rom, Enrico Feroci, sagte in Radio Vatikan,
die Beteiligten müssten sich gemeinsam an einen Tisch setzen und einen langfristigen
Plan zur Hilfe für die Familien zu erarbeiten. Die ursprünglich 150 Kirchenbesetzer
waren durch eine Zwangsräumung ihrer Behausungen am Freitag obdachlos geworden. Ein
Plan von Bürgermeister Alemanno sieht vor, die Familien mit einer Beihilfe von je
500 Euro pro Familie nach Rumänien ausreisen zu lassen. Der Umgang mit Roma in Italiens
Großstädten sorgt seit längerem für Kontroversen.