2011-04-23 12:35:50

Kreuzweg: „Gott kann in jeder Lage Leben schenken"


RealAudioMP3 Tausende Gläubige, Pilger und Besucher haben am Karfreitag Abend mit Benedikt XVI. den traditionellen Kreuzweg am römischen Kolosseum gebetet. Die Andacht vor dem mit Fackeln erleuchteten antiken Monument gilt als eine der schönsten Feiern der Kar- und Ostertage mit dem Papst. Mit dem Schreiben der Meditationstexte hatte Benedikt in diesem Jahr die Augustiner-Eremitin Maria Rita Piccione beauftragt. Erstmals waren, auf den Wunsch der Verfasserin hin, Kinder in den Kreuzweg eingebunden: ein Mädchen und ein Junge verlasen abwechselnd pro Station je einen Satz, den Schlüssel zum Verständnis der Meditation. Sie wolle damit auf das vielfältige Leid gekränkter und ausgebeuteter Kinder in den Ländern der Welt aufmerksam machen, so Schwester Maria Rita Piccione.

In ihren ganz aus der Kontemplation entwickelten Texten lud die italienische Klausurnonne dazu ein, Jesu Leidensweg vom Todesurteil bis zur Grablege auf seine Tragweite für jeden einzelnen hin zu ergründen. Kein Christ dürfe sich blind für die Nöte armer und schutzloser Menschen stellen, sondern sein Herz öffnen. So heißt es in der zweiten Station, „Jesus nimmt das Kreuz auf sich“:

„Ständig wiederholt sich die Geschichte des verletzten Herzens des Menschen: seine Kläglichkeit, seine Unfähigkeit, von sich aus den Blick zu erheben, um sich nicht von den Illusionen des kleinen persönlichen Vorteils täuschen zu lassen, sondern sich zu befreien und hinaufzuschwingen, im freien Flug getragen von Güte und Redlichkeit“.

„Jesus stellt nicht die Macht unter Beweis, sondern lehrt die Geduld“, heißt es in der siebenten Station, als Jesus zum zweiten Mal unter dem Kreuz fällt. Das habe Rückwirkungen auf die ganze Menschheitsgeschichte, so der Meditationstext dazu, der an die Christenverfolgung erinnert:

„Jesus hat die Last der Verfolgung der Kirche von gestern und von heute getragen – jener Verfolgung, die die Christen im Namen eines Gottes tötet, dem die Liebe fremd ist… Jesus hat mit seinem Kreuz die Last der Verfolgung seiner Diener und Jünger getragen, derjenigen, welche mit Liebe auf Hass regieren, mit Sanftmut auf Gewalt. Jesus hat mit seinem Kreuz die Last der übertriebenen „Eigenliebe“ getragen, „die bis zur Verachtung Gottes geht“ und den Mitmenschen mit Füßen tritt.“

Das schlichte schwarze Holzkreuz wurde abwechselnd von dem römischen Kardinalvikar Agostino Vallini, einer römischen und einer äthiopischen Familie, zwei Franziskanern aus dem Heiligen Land, zwei Augustinerinnen, einem Rollstuhlfahrer und zwei jungen Menschen aus Ägypten getragen.

Das Kreuz lädt Christen dazu ein, an Gottes Wirken in der Welt zu glauben, sagte Papst Benedikt in einer kurzen, vorbereiteten Ansprache am Ende der Via Crucis. Es sei

„nicht das Siegeszeichen des Todes, der Sünde und des Bösen, sondern das leuchtende Zeichen der Liebe, ja, der Weite der Liebe Gottes… Das Kreuz spricht zu uns von der äußersten Liebe Gottes und lädt uns ein, zu glauben, dass Gott in jeder Situation unseres Lebens, der Geschichte und der Welt imstande ist, den Tod, die Sünde, das Böse zu besiegen und uns ein neues, auferstandenes Leben zu schenken.“
(rv 23.04.2011 gs)








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