2011-04-22 14:42:20

Papst antwortet im TV: „Wieso soviel Leid?“


RealAudioMP3 Benedikt XVI. im Fernsehen: Diesmal aber anders als sonst. Der Papst beantwortet Fragen einiger Zuschauer, und das ohne vorbereiteten Redetext, einfach von seinem Schreibtisch aus. Die Sendung „Nach seinem Bild und Gleichnis“ des italienischen Fernsehkanals Rai Uno strahlte an diesem Karfreitagnachmittag die Frage-und-Antwort-Sequenzen mit dem Papst aus. Die erste Frage stellte ein siebenjähriges Mädchen aus Japan, das das Erdbeben miterlebt hat. Sie wollte vom Papst wissen, weswegen unschuldige Menschen leiden müssen. Der Papst dazu:

„Auch ich frage mich genauso: Wieso ist das so? Wieso müsst ihr so viel leiden, während es anderen Menschen gut geht? Wir haben keine Antwort, aber wir wissen, dass auch Jesus wie ihr unschuldig gelitten hat und dass der wahre Gott, der sich in Jesus gezeigt hat, auf eurer Seite ist. Das scheint mir sehr wichtig zu sein, auch wenn wir keine Antworten haben, auch wenn die Traurigkeit bleibt: Gott ist bei euch, und das zu wissen, wird euch helfen.“

Die Frage nach dem menschlichen Leid stellte auch die Mutter eines Kindes, das seit zwei Jahren in so genanntem vegetativem Koma liegt. Der Papst versicherte ihr, dass ihr Sohn weiterhin eine Seele hat:

„Man kann das mit einer Gitarre vergleichen, deren Saiten gerissen sind, so dass man nicht auf ihr spielen kann. Genauso fragil und verletzlich ist das Instrument des Körpers, und die Seele kann sozusagen nicht auf ihm spielen, aber sie bleibt doch präsent.“

Auch wenn Benedikt XVI. im italienischen Fernsehen sprach, so kamen die Fragen doch aus verschiedenen Teilen der Welt. Ein irakischer Christ zum Beispiel wollte vom Papst wissen, wie man den verfolgten Gläubigen im Zweistromland helfen könne.

„Ich möchte vor allem aus ganzem Herzen alle Christen des Iraks grüßen: Ich bete jeden Tag für sie. Sie sind unsere leidenden Brüder, wie es sie auch in anderen Weltgegenden gibt, und wir müssen unser Möglichstes tun, damit sie im Land bleiben und der Versuchung zur Auswanderung widerstehen können, so verständlich diese Versuchung auch ist angesichts ihrer Lebensbedingungen. Wir sind euch nahe, liebe Brüder im Irak, wir wollen euch helfen – auch wenn ihr zu uns kommt, wollen wir euch wirklich als Brüder aufnehmen!“

Er sehe im Irak das Problem, dass sich die Menschen dort noch nicht wirklich „als einheitliches Volk mit gemeinsamer Geschichte“ sehen, „mit einem Platz für jeden“. Ähnlich sei das auch auf der Elfenbeinküste, meinte er als Antwort auf die Frage einer Muslimin aus dem afrikanischen Land: Mit Gewalt lasse sich kein Staat machen, „selbst wenn ihr glaubt, recht zu haben“.

„Als Gott auf die Erde kam, hätte man erwarten können, dass er ein mächtiger Mensch sein würde, der die Gegner niederwirft. Aber nichts davon: Er kam in Schwachheit, nur mit der Kraft der Liebe, ganz ohne Gewalt bis hin zum Kreuz. Und das zeigt uns das wahre Gesicht Gottes: dass die Gewalt nie von Gott kommt und nie zu Gutem führt, sondern nur zerstört und nicht den Weg zeigt, um aus Schwierigkeiten herauszukommen.“

Zwei weitere Fragen an den Papst beschäftigten sich mit Tod und Auferstehung Jesu – da konnte Benedikt, der vor kurzem sein zweites Jesusbuch genau über diese Themen veröffentlicht hat, aus dem Vollen schöpfen. Auf eine Frage zur Marienverehrung meinte er:

„Die Menschheit und die Christenheit haben immer mehr im Lauf der Zeit verstanden, dass Maria ihre Mutter ist und dass sie mit allem zu ihr kommen können. Einige, die Schwierigkeiten haben, sich Jesus in seiner Größe als Gottessohn anzuvertrauen, haben sogar die Erfahrung gemacht, dass ihnen das bei Maria ohne Schwierigkeiten gelingt. Da mag mancher sagen: Aber das hat doch kein biblisches Fundament! Darauf antworte ich mit dem heiligen Gregor dem Großen: Mit dem Gelesenwerden wachsen die Worte der Heiligen Schrift. Das heißt: Sie entwickeln sich in die Wirklichkeit hinein und wachsen immer mehr in der Geschichte.“

(rv 22.02.2011 sk)








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