Karfreitag: Benedikt über den späten Papst Johannes Paul II.
Am Karfreitag gedenken
Christen auf der ganzen Welt des Leidens und Sterbens Jesu. Gerade in Rom denken viele
Katholiken in diesen Tagen an den späten Papst Johannes Paul II., der sein Kreuz trug
bis zum Ende. Benedikt XVI., der seinen Vorgänger am Sonntag nach Ostern selig sprechen
wird, sagte einmal auf die Frage eines schwerkranken Südtiroler Priesters, dass für
ihn die letzten Pontifikatsjahre Johannes Pauls ebenso groß, lehrreich und wichtig
waren wie die früheren, und zwar eben „aufgrund dieses demütigen Zeugnisses seines
Leidens“. „Welche Demut, welche Geduld, mit der [Johannes Paul] den Verfall
seines Körpers und die zunehmende Unfähigkeit zu sprechen angenommen hat – er, der
doch ein Meister des Wortes war! Auf diese Weise hat er, wie mir scheint, die tiefe
Wahrheit sichtbar gemacht, dass der Herr uns durch sein Kreuz erlöst hat, durch sein
Leiden als äußersten Akt seiner Liebe. Er hat uns gezeigt, dass das Leid nicht bloß
ein Nein, etwas Negatives ist, nicht das Fehlen von etwas, sondern eine positive Wirklichkeit.
Das Leid, das wir in Liebe zu Christus und in Liebe zu Gott und den anderen annehmen,
ist eine heilbringende Kraft, eine Kraft der Liebe, und es ist nicht weniger machtvoll
als die großen Taten, die er im ersten Abschnitt seines Pontifikats vollbracht hat.
Er hat uns eine neue Liebe zu den Leidenden vermittelt und uns aufgezeigt, was es
heißt, dass wir „im Kreuz und durch das Kreuz gerettet wurden“. Benedikt sieht
da eine direkte Parallele im Leben Johannes Pauls und jenem von Jesus. Auch im Leben
des Herrn lassen sich diese beiden Aspekte feststellen: zuerst ein kraftvoll verkündigendes
Wirken, dann die Passion. „Im ersten Abschnitt, wo er die Freude des Reiches
Gottes verkündet und den Menschen seine Gaben überbringt, und dann im zweiten Abschnitt,
wo er eintaucht in die Passion bis hin zu seinem letzten Schrei am Kreuz. Auf diese
Weise hat er uns gelehrt, wer Gott ist: dass Gott die Liebe ist und dass er uns durch
die Annahme unseres menschlichen Leides an die Hand nimmt. Er nimmt uns so in seine
Liebe hinein, und allein die Liebe ist das Bad der Erlösung, der Reinigung und der
Wiedergeburt.“ (rv 22.04.2011 gs)