2011-04-22 11:39:29

D: Ein Recht auf das Bekenntnis zu Jesus Christus


RealAudioMP3 Das Leiden der Christen ist in der Wohlstandsgesellschaft Europas zu wenig im Blick. Das sagt der außenpolitische Sprecher der Unions-Bundestagsfraktion im Deutschen Bundestag, Philipp Mißfelder, im Gespräch mit Radio Vatikan. Mißfelder, der auch Bundesvorsitzender der Jungen Union ist, kennt die Situation vieler christlicher Gemeinden außerhalb Deutschlands aus eigener Anschauung:

„Ich selber bin kürzlich im Nordirak gewesen, sprich in Kurdistan, und habe mit dem Bischof von Erbil lange über die Situation der Christinnen und Christen im Irak gesprochen. Es gibt Teile in der Welt, in dem Christen ihren Glauben frei ausleben können, zum Beispiel hier bei uns in Europa aber auch in Kurdistan. Und es gibt Teile, wo sie bedrängt werden, zum Beispiel im Irak, so sie in den Bürgerkrieg durch die Araber hineingezogen werden aber gleichzeitig auch eine systematische Verfolgung stattfindet. Das betrifft nicht nur den Irak, sondern viele Länder in der Welt.“

Christenverfolgung ist ein schwieriges Thema für uns. Wir sind als Europäer gewohnt, uns – also die Christen – eher in der Täterrolle zu sehen, Kreuzzüge und die Kolonisierung sind Beispiele. Warum ist das für uns so schwer?

„Ich glaube, dass man erst einmal um Verständnis werben muss, auch aus der historischen Erfahrung heraus, dass häufig im Namen von Christen auch Verbrechen geschehen sind und dass es in der heutigen Welt in der Auseinandersetzung zwischen den Religionen nicht gerade unüblich ist, dass Christen bedrängt werden und in die Minderheitsrolle kommen. Gerade auch die zunehmende Radikalisierung des Islams in manchen Ländern führt dazu, dass zum Beispiel in Pakistan oder auch in Ägypten wir voller Sorge die Situation vor allem der kleinen Gemeinden im Blick haben müssen. Dieses Menschenrechtsthema „Christenverfolgung“ muss die Politik in Deutschland erst einmal für sich erkennen und daraus auch die richtigen Schlussfolgerungen ziehen.“

Würden sie sagen, dass wir das bisher noch nicht erkannt haben?

„Ich finde, dass auch in Deutschland viel zu wenig über das Thema Christenverfolgung in der Welt berichtet wird, dass das eine viel zu geringe Rolle spielt. Ich nenne Länder wie Saudi Arabien oder Pakistan, aber auch die Türkei, wo es Ansätze gibt, wo es aus der homogenen Mehrheitshaltung einer Gesellschaft heraus die Minderheiten zu wenig geschützt werden und zu wenig respektiert werden. Dieses Thema müssen wir ganz klar ansprechen und für unsere wertegeleitete Außenpolitik auch besetzen.“

Nun sind Christenverfolgungen ja nicht monokausal, es gibt ethnische, soziale und wirtschaftliche Motive, die auch eine Rolle spielen. Warum ist es dann doch genau das: Eine Christenverfolgung?

„Sie sagen zu Recht, dass immer verschiedene Gründe hinzu kommen können. Ich bin trotzdem der Meinung, dass man generell da nicht unterscheiden sollte. Viele Christen, die im Ausland leben, sind eben bedrängt und leben in Strukturen, wo sie einer radikalen Mehrheit gegenüber stehen – ich denke da an Pakistan – da möchte ich die Differenzierung im Einzelnen gar nicht vornehmen sondern ich sage einfach: Der Mensch, der sich zu Jesus Christus und zum christlichen Gott bekennt, der hat ein Recht, seinen Glauben auszuüben. Dieses universale Menschenrecht gilt überall und zu jedem Zeitpunkt.“

Was bedeutet das für unser Christentum hier in Europa, sind wir da vielleicht etwas zu schläfrig geworden, dass wir darüber nicht genug reden und die Opfer nicht genug in den Blick bekommen?

„Weil wir unseren eigenen Glauben viel zu wenig im Blick haben und auch zu wenig im Blick haben, was dieser für unser Land positiv bedeuten könnte, ist uns das Schicksal derjenigen, die darum kämpfen müssen, überhaupt eine Kirche betreten zu können oder zur Beichte gehen zu können, zu wenig bewusst. in unserer Wohlstandsgesellschaft ist uns zu wenig bewusst, was andere Leute durchmachen, um ihren Glauben auszuleben. Aber das ist ein Problem, das die Wohlstandsgesellschaft immer hat. Daran wird man auch kurzfristig nichts ändern können. Das darf uns aber nicht davon abhalten, Barmherzigkeit auch denjenigen gegenüber zu üben, die weit weg sind.“

(rv 20.04.2011 ord)







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