Die „Arabellion“ in
Nordafrika ist eine Chance, birgt aber auch Risiken des Fundamentalismus. Das sagte
der Erzbischof von Algier, Ghaleb Bader, im Gespräch mit dem katholischen Hilfswerk
„Kirche in Not“ in Berlin. Bader sieht eine mögliche Gefahr in einem nun stärkeren
Einfluss von Islamisten, besonders in den Nachbarländern Tunesien und Libyen.
„Das
ist die Frage, die auch wir uns stellen: Was kommt jetzt? Die Revolution ist geschehen,
das ist auch gut so. Die Gefahr (der Islamisierung) ist aber schon da, da gibt es
leider einige nicht so positive Zeichen. Und das ist unsere Angst, aber auch unsere
Hoffnung. Im Moment können wir nur hoffen und beten. Es wäre schade, wenn eine so
gute Revolution zu einer schlimmeren Situation als zuvor führen würde. Das wäre eine
Enttäuschung.“
Algerien selbst, in dem es schon früh Aufstände gegen die
französische Besatzungsmacht gegeben hat, ist bei den jüngsten Umbrüchen wenig in
Erscheinung getreten. Nur zu Beginn der Revolutionen gab es vereinzelt Demonstrationen,
dann kehrte wieder Ruhe ein.
„Die Algerier sind müde. Sie sagen: Wir haben
unsere Revolution schon gemacht, die 200.000 Menschen das Leben gekostet hat. Und
deshalb sind die Algerier nicht bereit, eine andere Revolution zu beginnen. Es gibt
jede Woche kleine Demonstrationen, nicht mehr. Das heißt aber nicht, dass die Leute
sich nicht nach Freiheit sehnen.“
Die christliche Gemeinschaft in Algerien
ist eine kleine Minderheit. Sie werde aber vom Großteil der Muslime hoch geschätzt,
so der Bischof. Denn viele Muslime hätten vor 50 Jahren die damals noch bestehenden
christlichen Schulen besucht. Mittlerweile ist die Kirche in Algerien zu klein, um
eigene Schulen finanzieren zu können.
„Wir brauchen Hilfe, weil unsere Kirchen
arm sind. Sie bekommen keine Kirchensteuer oder irgendeine andere Unterstützung, sie
leben von Spenden. Wir brauchen die Unterstützung der Christen für uns und unsere
Mission. Wir alle, in Europa und überall auf der Welt, sind heutzutage dazu aufgerufen,
miteinander zu leben. Es kann banal klingen, wenn ich darum bitte, für uns zu beten,
aber das finde ich sehr wichtig. Man kann Geld geben, einen Bericht machen, aber wir
brauchen Gottes Hilfe, und das ist am wichtigsten für mich. Danke.“