Im Streit um tunesische
Flüchtlinge zwischen Italien und der EU ist weiter keine Einigung in Sicht. Während
Ministerpräsidenten Silvio Berlusconi von den Flüchtlingen als einem „menschlichen
Tsunami“ spricht, der über das Land hereinbreche, ist die Europäische Union in dieser
Hinsicht um einiges gelassener. Auch die deutsche Staatsministerin und Beauftragte
der Bundesregierung für Flüchtlinge und Migration, Maria Böhmer, sieht im Gespräch
mit Radio Vatikan an diesem Dienstag keinen Ernstfall gegeben:
„Italien,
das ist die einhellige Meinung, auch innerhalb der EU, ist nicht überfordert, was
die Flüchtlingsströme betrifft. Es sind etwas mehr als 20.000 Flüchtlinge. Ich erinnere
mich, dass wir in Deutschland zu Zeiten des Balkankrieges über 350.000 Flüchtlinge
aufgenommen haben, und das haben wir auch alleine bewerkstelligt. Wenn man diese Zahlen
vergleicht, sieht man sehr deutlich, dass Italien nicht überfordert ist.“
Nachdem
Italien am vergangenen Wochenende damit begonnen hatte, tunesischen Flüchtlingen ein
vorübergehendes Aufenthaltsrecht zu gewähren, hat Frankreich wieder Grenzkontrollen
eingeführt: Züge aus Italien wurden angehalten und auf Flüchtlinge durchsucht. Böhmer
dazu:
„Dieses Vorgehen richtet sich ja nicht gegen die Flüchtlinge, sondern
es ist ein Protest gegenüber Italien, das seiner Verantwortung nicht nachkommt, speziell
hier auch das Handeln von Herrn Berlusconi. Wir haben in Deutschland spezielle Fonds
aufgelegt, um den Menschen in den Ländern zu helfen, aus denen sie kommen. Z.B. Tunesien:
Wir sind der Überzeugung, dass es wichtig ist, den Aufbau der Demokratie in Tunesien
und anderen nordafrikanischen Staaten zu unterstützen.“
Das Bundespresseamt
hat heute mitgeteilt, dass die deutsche Hilfe für Libyen von zwei auf sieben Millionen
Euro aufgestockt wird. Das Geld soll dem Flüchtlingsdienst der Vereinten Nationen
(UNHCR) zugute kommen.