Südsudan: Versöhnung der Ethnien "in mehreren Jahrzehnten“
Ein grausames Massaker
ist im Vorfeld der Unabhängigkeit des Sudsudans geschehen. Mehr als 20 Menschen, darunter
Frauen und Kinder, sind in der vergangenen Woche nieder gemetzelt worden, als paramilitärische
Einheiten ein Dorf in der Region Kurdufan an der Grenze zu Darfur gestürmt haben.
Am 9. Juli soll der Südsudan unabhängig erklärt und damit der 54. Staat des afrikanischen
Kontinents werden. Wir haben Pater Daniele Moschetti von den Comboni-Missionaren in
Juba, der Hauptstadt der autonomen Region Südsudan, am Telefon erreicht:
„Es
handelt sich um Angriffe verschiedener Rebellengruppen, die innerhalb der nächsten
Regierung nach dem 9. Juli einen Platz an der Macht im Südsudan haben wollen. Die
Kriegsherde werden aber bleiben. Wahrscheinlich werden die Konfikte nach der Unabhängigkeitserklärung
des Südsudans mit dem Norden noch weiter zunehmen, vor allem in Südkurdufan und in
der Region des Blauen Nils.“
In der abtrünnigen Region des Südkurdufans
lebt neben Muslimen eine bedeutende Gemeinschaft an Christen. Die größte Aufgabe sieht
der Missionar in der Vermittlung zwischen den unterschiedlichen Volksgruppen.
„Die
größte Arbeit, die schon jetzt stattfindet und auch nach dem 9. Juli weitergehen wird,
besteht darin, die verschiedenen Ethnien dazu zu bringen, zusammen zu leben. In den
letzten Jahren hat es, vor allem wegen des Krieges, sehr viel Abgrenzung gegeben.
Es ist ein langer Weg, die Wunden müssen erst heilen, und das wird lange dauern. Bis
sich die unterschiedlichen Ethnien versöhnt haben, werden Jahrzehnte vergehen. Das
ist hier die große Arbeit.“
Am kommenden 2. Mai sind die Menschen des Südsudans
dazu aufgerufen, eine neue Regierung zu wählen. Ein wichtiger Schritt für das Land
und eine große Herausforderung für die Missionsarbeit der Kirche, so Pater Moschetti:
„Ohne
Zweifel wird der Südsudan nie mehr so sein wie früher, weder als eigener Staat noch
als Kirche. Wir müssen einen neuen Zugang finden und dieser Zugang ist sicher jener
des gewaltlosen Zusammenlebens und des Friedens. Das Evangelium muss tiefer in das
Leben der unterschiedlichen Ethnien vordringen, damit das südsudanesische Volk sich
wirklich als Einheit fühlen kann. Wir werden eine Nation, zweifellos unabhängig, aber
das Bewusstsein muss erst entstehen. Und hier spielt die Kirche eine große Rolle.“