Spiritualität ist
hoch im Kurs, Spiritualität spricht Menschen an. Dass es kein ‚weiches’ Thema ist,
sondern auch mit Lernen und Wissen zu tun hat, das zeigt ein Studienkurs, den das
Zentrum für Spiritualität in Bad Schönbrunn in der Schweiz entwickelt hat und der
nun zum zweiten Mal gelaufen ist. Pater Bernd Hagenkord hat sich für uns dort umgeschaut.
„Ich
habe den Eindruck, dass viele Menschen das Bedürfnis haben, die christlichen Wurzeln
zu vertiefen, sie spüren aber, dass es dazu auch Wissen braucht, und deswegen haben
wir diesen Lehrgang entwickelt“, sagt Pater Christian Rutishauser, Bildungsleiter
des Zentrums in der Nähe von Zug in der Schweiz. Es geht in diesem Kurs um theologisches
Wissen, aber auch um das Wissen über die reiche Tradition. Dazu kommen praktische
Elemente des Einübens, die die ebenfalls nötige Erfahrung vermitteln wollen.
„Wir
haben den ganzen Lehrgang historisch aufgebaut, so dass zuerst ein Modul da ist zu
dem, was Spiritualität überhaupt ist, um hierfür einige Kategorien zu haben,“
dann befasst man sich mit der Bibel und – in Auszügen – mit der Geschichte und Tradition
des Christentums: „so dass Quellentexte aus allen Epochen erschlossen werden, sei
es die Benediktsregel, seien es Predigten von Meister Eckhard, sei es ‚die Freiheit
eines Christenmenschen’ von Luther, oder der ‚russische Pilger’, so dass Grundtexte
da sind und so eingeführt wird in die Spiritualität einer Epoche.“ Aber auch wenn
Bad Schönbrunn ein Zentrum für Spiritualität ist, so hat dieser Kurs nicht nur den
Charakter eines Bildungskurses, es ist ein universitärer Studiengang.
„Von
vornhinein hatten wir den Eindruck, dass wir die Zusammenarbeit mit einer Universität
suchen sollten. Wir sind dann auf die Universität Fribourg zugegangen, weil gerade
die theologischen Fakultäten der Universitäten ja auch den Auftrag haben, das Fach
Spiritualität zu fördern und in ihre Curricula zu integrieren. Die Universität Fribourg
hat uns geprüft und scheinbar hat er überzeugt und so ist es zu dieser Kooperation
gekommen.“
Der Kurs war so erfolgreich, dass man sich in Bad Schönbrunn
entschlossen hat, einen zweiten Kurs anzubieten: Spirituelle Theologie im interreligiösen
Prozess. Dieser will über die christliche Tradition hinaus blicken.
„Wir
haben den Eindruck, dass die Wetterecken der Theologie und des religiösen Lebens,
wie es sich entwickelt, zweifach sind. Auf der einen Seite ist da die Spiritualität
und auf der anderen Seite das Interreligiöse, weil wir in einer globalen Welt leben.“
So wurde ein zweiter Lehrgang entwickelt, der sich theologisch mit den Weltreligionen
befasst. „Das Grundprinzip dabei ist, zuerst die eigene Tradition vertieft kennen
zu lernen, und zwar auch über einen spirituellen Zugang, und dazu kommen dann einzelne
Module zu den spirituellen Traditionen der großen Weltreligionen.“
Das
Angebot richtet sich vor allem an Menschen, die sich für ihre Arbeiten, kirchlich
oder auch nicht, weiterbilden und spezialisieren wollen.
„Es sind vielleicht
ein Drittel der Teilnehmenden, die aus einem kirchlichen Beruf kommen, seien es Pastoralreferenten,
Priester, Katechetinnen oder Katecheten, die eine Weiterbildung machen. Dann gibt
es aber ganze Reihe von Leuten, die in ihren Berufen drin stehen – sei es in der Gemeindeverwaltung,
im Psychologischen, im Therapeutischen oder im säkularen Lehrberuf tätig – die sich
die Frage nach Religion, nach Sinn, nach Spiritualität stellen, aber moderne Weltbürger
sind. Und deshalb wollen sie nicht nur eine christliche Vertiefung, sondern sie möchten
auch gerade eine Einführung in die Religionen. Leute, die in der Migration arbeiten,
besuchen diese Kurse, weil sie dann ein vertieftes Hintergrundwissen erhalten über
die Kulturen, aus denen diese Menschen kommen.“