2011-04-18 14:37:48

Kolumbien: Zwischen Guerilla, Todesschwadronen und Soldaten


RealAudioMP3 Armut, Drogenguerrilla, Gewalt und Gegengewalt: Kolumbien steckt seit Jahrzehnten in einem bürgerkriegsähnlichen Zustand. Die medialen Scheinwerfer beleuchten momentan andere Schauplätze der Welt, aber Papst Benedikt XVI. hat am Palmsonntag bei seinem Angelusgebet zum Frieden in Kolumbien aufgerufen. Das deutsche bischöfliche Hilfswerk Adveniat ist seit 50 Jahren in Lateinamerika aktiv. Wir haben mit dem Kolumbien-Referenten Franz Hellinge über die Hintergründe dieser Gewalt gesprochen:

„Über den Drogenhandel finanzieren sich die dort kämpfenden und rivalisierenden Gruppen. Traditionellerweise sind das einmal die Guerrilla. Auf der anderen Seite stehen die rechten Gruppen, paramilitärische Todesschwadronen. Zum anderen gibt es das staatliche Militär, das aber immer wieder mit Menschenrechtsverletzungen von sich reden macht. Der kolumbianische Staat selbst ist sehr, sehr schwach und in großen Teilen des Landes überhaupt nicht präsent.“

Kolumbien ist das nach Brasilien bevölkerungsreichste Land Südamerikas. Zusätzlich zum Drogenhandel ist die ungleiche Verteilung des Landbesitzes ein großes soziales Problem. Viele Großgrundbesitzer finanzieren Paramilitärs, um ihr Land besetzt zu halten.

„Die Landverteilung ist zu ungunsten der Armen ausgelegt. Kenner des Landes sagen, auch Politiker und Bischöfe, dass ohne eine umfassende Landreform - wenn die zu unrecht sich angeeigneten Ländereien nicht wieder zurück an die Landbevölkerung gegeben werden, also die Bauern, Campesinos (Anm.d.Red.: span. für Landarbeiter), indigene Gruppen, die Afroamerikaner – dann wird ein sozialer Friede kaum möglich sein.“

Noch immer lebt fast jeder zweite Kolumbianer in Armut, auch wenn diese Zahl laut Angaben der Weltbank in den letzten Jahren abgenommen hat. Mehr als ein Viertel lebt jedoch unter dem staatlich bestimmten Mindeststandard. Die Kirche hilft auf sozialer als auch auf politischer Ebene, so Hellinge:

„Durch Vermittlung der Kirche haben Abrüstungsbemühungen stattgefunden. Vor fünf, sechs Jahren wurden viele paramilitärische Gruppen aufgelöst. Zum anderen ist die Kirche natürlich bemüht, die soziale Not zu lösen. Beispielsweise die Not der rund vier Millionen Binnenflüchtlinge oder internen Flüchtlinge – man spricht in dem Land von Deplatzierten, desplazados – die vom Land an den Rand der Städte geflüchtet sind und sich dort unter wirklich notdürftigsten Umständen Behausungen gezimmert haben und dort dahinvegetieren oder leben und irgendwie versuchen, ihr Überleben zu sichern.“
(rv 18.04.2011 ak)









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