Ein deutscher Bischof in Südafrika: "Unsere Ressourcen sind die Menschen"
Der deutsche Bischof Michael Wüstenberg lebt seit fast zwanzig Jahren in Südafrika.
Seit mehr als 3 Jahren ist er Bischof in der kleinen Diözese von Aliwal, einer Region
weitab von Tourismus, Handel und Wohlstand, aber mit fast allen Problemen, die Südafrika
betreffen. Die kleine katholische Gemeinschaft unter der Leitung des gebürtigen Westfalen
pflegt die vielen Aidskranken, versorgt Waisenkinder in Kindergärten oder kümmert
sich ganz einfach um die Ärmsten der Armen in den Townships.
„Ein neues
Projekt, das wir jetzt anfangen, ist eine Farm, die wir von den Heiligkreuzschwestern,
die sie aufgeben mussten, geschenkt bekommen haben. Wir wollen dort ein Zentrum für
die Ausbildung bauen, vor allem für Kurse für Kinder und Jugendliche. Das ist ja im
Grunde der einzige Schatz, den wir haben. Andere Regionen in Südafrika haben Gold
und Platin und ich weiss nicht was an Bodenschätzen. Wir haben hier so gut wie nichts,
hier ist nur Savannengebiet. Unsere Ressourcen sind einfach Menschen. Wir haben sehr
viele junge Menschen, und für die wird sehr wenig getan.“
Vielen jungen
Leuten in Aliwal fehle einfach eine berufliche Perspektive. Menschenhandel und Prostitution
sind allgegenwärtig, so der Bischof. Kriminalität und Gewalt sind in seiner Diözese
weit verbreitet.
„Ein Problem ist, dass Kinder gegenüber ihren Großeltern
gewalttätig werden. Das ist ein merkwürdiges Phänomen, das wir hier in unserer Gegend
haben, dass viele Leute zum ersten Mal zum Geldverdiener werden, sobald sie ins Pensionsalter
kommen und die Staatspension erhalten. Dann bekommen sie im Monat etwas über 1.100
Rand, das sind so ungefähr 120 Euro. Und es kommt vor, dass Kinder ihren Opas oder
Omas das Geld auch gewaltsam abzunehmen, und manchmal führt das auch zum Tod der alten
Leute.“
Für seine Entwicklungs- und Missionsarbeit hat der Bischof nur
wenig Mittel zur Verfügung. Auch wenn Südafrika nach wie vor die größte Volkswirtschaft
des afrikanischen Kontinents ist: Nirgendwo anders ist der Wohlstand so ungleich verteilt.
„Unser
Gebiet in Südafrika ist eine Ausnahme. Ich wurde einmal gefragt, wie ist denn das
mit Südafrika, das ist doch eigentlich ein reiches Land. Dann hab ich gesagt: Nein,
das sind wir nicht. Wir haben natürlich einige reiche Gegenden. Bei der Fußballweltmeisterschaft
haben die Leute ja auch gesehen, die schönen Stadien in Durban, Johannesburg und Kapstadt
sowie die schönen Einkaufszentren in den Großstädten. Aber der Großteil der Bevölkerung
ist arm, und wir haben eine riesengroße Ungleichheit zwischen arm und reich. In unserer
Gegend gibt es keine Infrastruktur, es ist Hinterland, die meisten Leute gehen weg.
Und das beeinflusst auch wieder unsere Einkommenssituation, also wir haben wenig Geld,
das wir selber duch Kollekte und Kirchgeld generieren, sodass wir sehr deutlich und
bleibend auf die Hilfe von anderen angewiesen sind. Im Grunde sind wir zu teuer für
das, was wir leisten. Wir können uns hier selbst fast kaum finanziell unterhalten.“
Trotz
der geringen finanziellen Mittel blickt Bischof Wüstenberg optimistisch in die Zukunft.
Gerade was sein neues Projekt, die Farm betrifft.
„Mit unseren Programmen
wie der Farm im Blick auf Frauen, die meistens noch im Ort bleiben - also das sind
unsere stärksten Leute hier, die Frauen – wollen wir Programme machen, um Nahrungsmittel
sicher zu stellen. Das heißt die Versorgung, dass sie auch lernen, wie man gut, vernünftig
auch gesunde Sachen anbaut. Womit sie dann auch manchmal ein kleines Geschäft machen
können. Dass sie die Sachen weiter verkaufen können, die sie selbst hergestellt haben.“
An
Arbeit dürfte es Bischof Wüstenberg also auch in Zukunft nicht mangeln. Wenn Sie für
sein Farm-Projekt auf direktem Weg spenden möchten, hier die Daten seiner Bankverbindung: