Papst an Maroniten: „Das Evangelium furchtlos im Nahen Osten verkünden!“
Benedikt XVI. ruft
Christen im Nahen Osten dazu auf, einen neuen Anlauf zur Verkündigung des Evangeliums
in ihren Gesellschaften zu machen. Im Vatikan empfing er an diesem Donnerstag den
neuen Patriarchen der maronitischen Christen im Libanon, Béchara Raï. „Weil
Sie im Herzen des Nahen Ostens leben, haben Sie eine äußerst wichtige Mission, den
Menschen dort die Frohe Botschaft zu verkünden. Bei der (Sonderbischofs-) Synode (zum
Thema Nahost), die ich im letzten Oktober einberufen hatte, wurde immer wieder an
die Dringlichkeit erinnert, das Evangelium von neuem denen zu verkünden, die es kaum
kennen oder die sich von der Kirche entfernt haben. Es geht darum, mit allen lebendigen
Kräften, die Sie im Libanon und im Nahen Osten präsent haben, den Eifer der ersten
Christen wiederzufinden. Diese Weltregion, in der die Patriarchen, Propheten, Apostel
und Christus selbst gelebt haben, braucht diesen dauerhaften Frieden, den das Wort
des Lebens geben kann, wenn es aufgenommen und gelebt wird!“ In seiner Ansprache
vermied Benedikt XVI. allerdings sorgsam den Eindruck, als sollten die Christen in
Nahost auch unter den Moslems missionieren. Auch ging er mit keinem Wort auf die derzeitigen
Umwälzungen in vielen Ländern des Nahen Ostens ein. Stattdessen lobte er den hohen
Standard des katholischen Schul- und Universitätswesens im Libanon. „Ich hoffe
inständig, dass eure Rolle im Erziehungswesen von der Gesellschaft immer stärker anerkannt
wird. Mögen die jungen Leute von heute zu verantwortlichen Männern und Frauen in Familie
und Gesellschaft werden, um mehr Solidarität und Brüderlichkeit unter allen Komponenten
der Nation zu erreichen!“ Die maronitische Kirche des Libanon ist die größte
katholische Kirche in einem Land des Nahen Ostens. Ihr Führer ist der Patriarch von
Antiochien, der in der Nähe von Beirut residiert. In der komplizierten libanesischen
Innenpolitik kommt ihm auch eine wichtige politische Rolle zu. Der neue Patriarch
war am 15. März zum 77. Oberhaupt der mit Rom verbundenen Kirche gewählt worden. Der
Papst gewährte ihm anschließend Kirchengemeinschaft. Nach Einschätzung libanesischer
Medien genießt der 71-jährige Theologe im Vatikan großen Rückhalt für eine Reform
der maronitischen Kirche. Die Maroniten zählen nach vatikanischen Angaben rund 3 Millionen
Mitglieder. Ihre größte Gemeinde lebt im Libanon. Weitere Gemeinden gibt es unter
anderem in Zypern, Ägypten, Israel, Jordanien, den USA sowie Argentinien.