Klare Ansage der China-Kommission: Unerlaubte Bischofsweihen "illegitim"
Von Schwierigkeiten und Herausforderungen der Kirche in China handelt das Abschlusskommuniqué
der China-Kommission, die von Montag bis Mittwoch in dieser Woche zum vierten Mal
im Vatikan tagte. Das als „Botschaft an Chinas Katholiken“ formulierte Schreiben wurde
an diesem Donnerstag vom Vatikan veröffentlicht. Zur jährlich tagenden China-Kommission
gehören Kurienkardinäle, Ordensleute und Vertreter des chinesischen Episkopats; Thema
der Treffen sind grundlegende Fragen des kirchlichen Lebens in dem asiatischen Land
sowie aktuelle Probleme.
Unter dem Stichwort „Schwierigkeiten“ kommentiert
die Kommission das „traurige Ereignis“ der vom Vatikan nicht genehmigten Bischofsweihe
in Chengde vom November 2010. Auf Grundlage der bisher vorliegenden Informationen
und Zeugenberichte habe der Heilige Stuhl zwar keine Gründe, diese Weihe als „ungültig“
zu bewerten. Dennoch handele es sich um ein „schwer rechtswidriges“ Ereignis, „weil
sie ohne päpstliche Vollmacht“ stattgefunden habe. „Illegitim“ sei damit auch die
Ausübung des entsprechenden Bischofsamtes, heißt es in dem Schreiben weiter. Die Weihe
sei umso schmerzhafter, als dass sie nach einer Reihe von Weihen stattgefunden habe,
die in Einverständnis zwischen Heiligem Stuhl und chinesischen Behörden erfolgt seien.
Ebenso bedauerlich sei es, dass Bischöfe zur Teilnahme an dieser unerlaubten Weihe
gezwungen worden seien. Mit Verweis auf Papst Benedikts Brief an die chinesischen
Katholiken von 2007 wird in dem Zusammenhang an das Vorrecht des Papstes erinnert:
Eine vom Vatikan nicht genehmigte Weihe bedeute sowohl für den Geweihten als auch
den Weihenden einen Verstoß gegen das Kirchenrecht (can 1382) und werde mit „schweren
Sanktionen“ geahndet. Auch wenn es wegen „Druck und äußeren Zwängen“ in solchen Fällen
„nicht automatisch“ zur Exkommunikation kommen müsse, hätten alle beteiligten Bischöfe
die Pflicht, dem Heiligen Stuhl Bericht zu erstatten und der Treue zum Heiligen Vater
unmissverständlich Ausdruck zu verleihen – auch gegenüber den eigenen Glaubensbrüdern
und Glaubensschwestern, führt die Kommission weiter aus. Weiter bekundet sie den chinesischen
Gläubigen angesichts dieser „schwierigen Momente“ geistliche Nähe und bittet sie um
Solidarität und Unterstützung für die chinesischen Bischöfe.Die jüngste Vollversammlung
der staatsnahen und vom Papst nicht anerkannten „Patriotischen Vereinigung chinesischer
Katholiken“ in Beijing vom Jahresende 2010 wertet die Kommission als „unversöhnlich“
mit der katholischen Lehre. Sie zeuge von der Forderung „einiger vom Staat gewollter
und kirchenfremder Organe“, Prinzipien der Unabhängigkeit, Autonomie und Selbstverwaltung
der Kirche umzusetzen und sich damit über den Willen der Bischöfe hinwegzusetzen.
Die Kirchenleitung sei dagegen apostolisch, also päpstlich, erinnert die Kommission.
Später im Text wird der Ton dann versöhnlicher: Wieder zitiert die Kommission
hier Papst Benedikt Hirtenbrief von 2007, in dem dieser seine Hoffnung ausdrückt,
dass bei der Wahl der Kandidaten für die Bischofsweihen sowie bei den Weihen selbst
eine „Übereinkunft“ mit der chinesischen Regierung gefunden werden könne. Wörtlich
und wohl mit Blick auf die chinesische Politik der Durchsetzung einer „harmonischen
Gesellschaft“ schreibt die Kommission zum Thema: „Wir hoffen, dass der ehrliche und
respektvolle Dialog mit den zivilen Autoritäten hilft, die aktuellen Schwierigkeiten
zu überwinden, denn auch das Verhältnis zur katholischen Kirche trägt zur Harmonie
in der Gesellschaft bei“. Auf einen „offenen und konstruktiven Dialog“ mit den chinesischen
Regierungs- und Kirchenvertretern hoffe man auch bei noch ungeklärten Fragen der Bistumsgrenzen,
heißt es weiter.
Besorgt zeigt sich die China-Kommission weiter über ein „allgemeines
Klima der Orientierungslosigkeit und der Sorge um die Zukunft“ der Kirche in China.
Hier nennt sie den Priestermangel in vielen Regionen Chinas, die vielen vakanten Stellen
in der diözesanen Leitung sowie interne Spaltungen der chinesischen Glaubensgemeinschaft.
Als dringlich wird dementsprechend die Einheit der chinesischen Katholiken wie auch
eine „durchgehend“ gewährte Ausbildung des kirchlichen Nachwuchses benannt. Die Bedeutung
dieser Ausbildung habe auch der Papst unterstrichen, der am Ende der Sitzung der China-Kommission
zum Gremium dazugestossen sei. Zugleich würdigt das Gremium das „lebendige“ Glaubensleben
in China und die Fähigkeit der Kirche, mit den sozialen Realitäten in den verschiedenen
Regionen des Landes in „fruchtbaren Dialog“ zu treten. Papst Benedikt XVI. habe den
Wunsch der chinesischen Katholiken nach Einheit mit Rom anerkannt: Diesen Wunsch würden
die chinesischen Gläubigen nicht müde zu zeigen - trotz zahlreicher Schwierigkeiten,
heißt es abschließend. (rv 14.04.2100 pr)