Anlässlich des Treffens
der G20-Finanzminister am Donnerstag in Washington fordert das katholische Hilfswerk
Misereor den deutschen Finanzminister Wolfgang Schäuble auf, sich für eine stärkere
Regulierung von Spekulationen auf Nahrungsmittel einzusetzen. Diese sind eine der
entscheidenden Ursachen für den Anstieg von Lebensmittelpreisen. Das Deutsche Institut
für Wirtschaftsforschung geht von einem spekulationsbedingten Einfluss auf die Preissteigerungen
von bis zu 20 Prozent aus.
Hier ein Bericht von Mario Galgano
Nahrungsmittel
dürfen nicht zum Objekt von Spekulanten werden. Das fordert die Präsidentin der deutschen
Welthungerhilfe Bärbel Dieckmann. Gemeinsam mit Bundesentwicklungsminister Dirk Niebel
und Bundesagrarministerin Ilse Aigner forderte sie deshalb größere Transparenz auf
den Agrarmärkten, um hochspekulativen Geschäfte entgegenzutreten. Im Gespräch mit
dem Kölner Domradio sagt Dieckmann:
„Ich beginne mal mit dem gesamten Bereich
der Spekulationen: Frankreich hat es ja für den G20-Gipfel zu einem der ganz wichtigen
Themen gemacht. Damit ist es auch über Deutschland hinaus von Interesse und wird übrigens
inzwischen auch in den USA als nicht unwichtiges Thema gesehen. Und ich hatte den
ganz klaren Eindruck, dass Frau Ministerin Aigner und Herr Minister Niebel das mit
unterstützen werden, dass Deutschland diese Position vertritt. Wir waren uns, wie
bereits erwähnt, einig, dass wir Transparenz und Kontrolle brauchen. Vor allem waren
wir uns aber auch einig, und das begrüße ich sehr, dass wir in großem Umfang Investitionen
in die Landwirtschaft brauchen. Dafür braucht man übrigens auch angemessene Preise.“
Doch
gegenwärtig sei nicht die Preisfrage das Problem, so Dieckmann.
„Wir brauchen
dringend Forschung über Lagerhaltung. Wir gehen davon aus, dass 40 Prozent der produzierten
Lebensmittel in Entwicklungsländern nicht zur Verfügung stehen, weil sie einfach nicht
haltbar genug sind. Die werden in Regenzeiten produziert und halten dann nicht. Also
das sind alles breite Einigkeiten gewesen und wir sind sehr froh darüber, zumal die
Forderungen der Entwicklungsorganisationen, der NGOs sehr nah beieinander liegen.
Wir stimmen ganz mit Misereor, mit Brot für die Welt, mit Caritas und Diakonie, aber
auch mit vielen anderen, wie CARE und HELP überein.“
Ein großes Problem
betrifft den so genannten Biosprit E10. Die Bundesregierung könnte etwas daran ändern.
Da ist nicht nur umstritten, was dieser Treibstoff für einen biologischen Nutzen haben
soll, er verschärft auch die Hungersituation in der Welt. Dazu Dieckmann:
„Das
ist eindeutig so, das verschärft die Situation. Trotzdem plädieren wir sehr dafür,
das nicht als alleinige Ursache zu sehen. In der Bundesrepublik Deutschland ist die
Flächennutzung von fünf auf zehn Prozent gestiegen, dadurch weltweit zwei Prozent.
Das ist eine Spitze, die die Lage verschärft und bei der man über die Entscheidungen
nachdenken muss, aber das ist nicht die alleinige Ursache. Es kommt eben noch andere
Faktoren hinzu: Spekulationsgewinne, im Moment sind das zehn bis 15 Prozent, aber
vor allem brauchen wir nach wie vor Investitionen in die Landwirtschaft, um den Produzenten
zu ermöglichen, ausreichend Nahrungsmittel zu produzieren.“