2011-04-14 14:36:29

D: Investitionen statt Spekulationen


RealAudioMP3 Anlässlich des Treffens der G20-Finanzminister am Donnerstag in Washington fordert das katholische Hilfswerk Misereor den deutschen Finanzminister Wolfgang Schäuble auf, sich für eine stärkere Regulierung von Spekulationen auf Nahrungsmittel einzusetzen. Diese sind eine der entscheidenden Ursachen für den Anstieg von Lebensmittelpreisen. Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung geht von einem spekulationsbedingten Einfluss auf die Preissteigerungen von bis zu 20 Prozent aus.

Hier ein Bericht von Mario Galgano

Nahrungsmittel dürfen nicht zum Objekt von Spekulanten werden. Das fordert die Präsidentin der deutschen Welthungerhilfe Bärbel Dieckmann. Gemeinsam mit Bundesentwicklungsminister Dirk Niebel und Bundesagrarministerin Ilse Aigner forderte sie deshalb größere Transparenz auf den Agrarmärkten, um hochspekulativen Geschäfte entgegenzutreten. Im Gespräch mit dem Kölner Domradio sagt Dieckmann:

„Ich beginne mal mit dem gesamten Bereich der Spekulationen: Frankreich hat es ja für den G20-Gipfel zu einem der ganz wichtigen Themen gemacht. Damit ist es auch über Deutschland hinaus von Interesse und wird übrigens inzwischen auch in den USA als nicht unwichtiges Thema gesehen. Und ich hatte den ganz klaren Eindruck, dass Frau Ministerin Aigner und Herr Minister Niebel das mit unterstützen werden, dass Deutschland diese Position vertritt. Wir waren uns, wie bereits erwähnt, einig, dass wir Transparenz und Kontrolle brauchen. Vor allem waren wir uns aber auch einig, und das begrüße ich sehr, dass wir in großem Umfang Investitionen in die Landwirtschaft brauchen. Dafür braucht man übrigens auch angemessene Preise.“

Doch gegenwärtig sei nicht die Preisfrage das Problem, so Dieckmann.

„Wir brauchen dringend Forschung über Lagerhaltung. Wir gehen davon aus, dass 40 Prozent der produzierten Lebensmittel in Entwicklungsländern nicht zur Verfügung stehen, weil sie einfach nicht haltbar genug sind. Die werden in Regenzeiten produziert und halten dann nicht. Also das sind alles breite Einigkeiten gewesen und wir sind sehr froh darüber, zumal die Forderungen der Entwicklungsorganisationen, der NGOs sehr nah beieinander liegen. Wir stimmen ganz mit Misereor, mit Brot für die Welt, mit Caritas und Diakonie, aber auch mit vielen anderen, wie CARE und HELP überein.“

Ein großes Problem betrifft den so genannten Biosprit E10. Die Bundesregierung könnte etwas daran ändern. Da ist nicht nur umstritten, was dieser Treibstoff für einen biologischen Nutzen haben soll, er verschärft auch die Hungersituation in der Welt. Dazu Dieckmann:

„Das ist eindeutig so, das verschärft die Situation. Trotzdem plädieren wir sehr dafür, das nicht als alleinige Ursache zu sehen. In der Bundesrepublik Deutschland ist die Flächennutzung von fünf auf zehn Prozent gestiegen, dadurch weltweit zwei Prozent. Das ist eine Spitze, die die Lage verschärft und bei der man über die Entscheidungen nachdenken muss, aber das ist nicht die alleinige Ursache. Es kommt eben noch andere Faktoren hinzu: Spekulationsgewinne, im Moment sind das zehn bis 15 Prozent, aber vor allem brauchen wir nach wie vor Investitionen in die Landwirtschaft, um den Produzenten zu ermöglichen, ausreichend Nahrungsmittel zu produzieren.“

(domradio 15.04.2011 mg)








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