„Ihr müsst wissen,
was ihr glaubt. Ihr müsst euren Glauben so präzise kennen wie ein IT-Spezialist das
Betriebssystem eines Computers.“ Das ist keine technische Gebrauchsanweisung, aber
der Ratschlag ist mindestens genauso nützlich – er stammt von Papst Benedikt XVI.
und steht im Vorwort des neuen Jugendkatechismus „YouCat“, der an diesem Mittwoch
im Vatikan der Welt vorgestellt wurde. „YouCat“ sei mit seiner „einfachen, umfassenden
und zugänglichen Sprache“ ein „gültiges Instrument für die Neuevangelisierung“, unterstrich
Rino Fisichella, Präsident des neuen Päpstlichen Rates für Neuevangelisierung, bei
der Pressekonferenz. Das derzeit größte christliche Buchprojekt weltweit, das bis
Ende des Jahres in 25 Sprachen übersetzt sein soll, ist mehr als Unterweisung im katholischen
Glauben: Selbständiges, vernetztes und präzises Denken soll er fördern, kurzum „Bildung
in Glaubensfragen“, hört man von Vatikanseite heraus. Denn Bildung liege dem Papst
vor allem bei jungen Menschen am Herzen, weiß der Leiter des päpstlichen Laienrates,
Pater Eric Jaquinet:
„Papst Benedikt sorgt sich sehr um die Bildung der
Jugendlichen. Das ist vielleicht überraschend, denn er ist ein alter Papst, aber er
hat sehr oft von der Dringlichkeit der Bildung gesprochen. Denn er sieht, dass viele
junge Menschen unter der Kultur der Gottlosigkeit um uns herum leiden. Und für den
Papst ist klar, dass die Wurzel aller Probleme der jungen Leute die Abwesenheit von
Gott ist. Er erklärt, dass sie Gott finden, indem sie drei Bücher öffnen: Das Buch
der Natur, das Buch der Offenbarung und das Buch der Geschichte. Als Erzieher müssen
wir jungen Menschen helfen, diese Bücher zu öffnen und Gott zu finden und seine Anwesenheit
in unserer Kultur zu erkennen. Wenn junge Menschen Gott finden, sind sie oft Missionare,
die auch ihre jungen Freunde von Gott überzeugen.“
Dass der neue Jugendkatechismus
vor allem aus dem „Leiden“ der Jugendlichen an der oft komplizierten und unzugänglichen
theologischen Sprache entstand, erzählen die jungen Mitautoren des Buches im Gespräch
mit Radio Vatikan. Gut 50 Jugendliche haben auf katholischen Jugendcamps im Teenageralter
an der Genese der im Text enthaltenen Fragen und Antworten mitgewirkt. Einer von ihnen
ist der heute 23-jährige Nikolaus Magnis, Seminarist im Bistum Limburg:
„Ich
glaube, dass gerade eine Stärke des YouCat ist, dass er in eigentlich sehr versöhnlicher
Weise die Sachen auf den Punkt bringt. Das habe ich auch in Gesprächen mit Leuten
erfahren, die den YouCat zum ersten Mal gelesen haben, dass das eben etwas ist, was
man sich wünscht: eine Sprache, die klar auf den Punkt kommt, und nicht verwischt
oder abschwächt. Und das dann auch als Hilfe zu haben für die Diskussion, um weiter
zu denken.“
Angesichts einer immer pluralistischer werdenden Gesellschaft
mit unterschiedlichen Glaubenszugängen und kulturellen und lebensweltlichen „Kontinenten“
– wie Papst Benedikt es im YouCat-Vorwort ausdrückt – ist ein „Diskussionsinstrument“
wie der YouCat für junge Gläubige überlebenswichtig, meint Bernhard Meuser vom Pattloch-Verlag,
der zusammen mit anderen Theologen und Pädagogen zu den erwachsenen Autoren des Katechismus
zählt:
„Jeder Jugendliche, der Rede und Antwort stehen muss in der Kneipe,
muss eine präzise Antwort geben und sagen können: das glaube ich. Und wenn die Kirche
sich davor drücken würde, dann würde sie einen Dienst an der Welt vermissen lassen.“
Neben
viel Sympathie aus allen Ecken der Welt für den auf eine Initiative der Österreichischen
Bischofskonferenz hin entwickelten Jugendkatechismus habe es freilich auch Kritik
an YouCat gegeben, ergänzt Meuser. Ob sich Glauben denn überhaupt „satzhaft“ formulieren
lasse, hätten zum Beispiel viele Denker aus dem Bereich der Sekundärwissenschaften
gefragt – wohl mit Blick auf den übersichtlichen und stichwortreichen Text, der mit
seinen zahlreichen Querverweisen wir ein interaktives Nachschlagewerk organisiert
ist. Die Jugendliche selbst hätten nach solchen Angaben „schwarz auf weiß“ gefragt,
hält die 61-jährige Theologin Michaela Heeremann dagegen, die wie Meuser Mitautorin
des Textes ist:
„Ein Punkt, der uns als Autoren alle sehr erstaunt hat,
war, dass die Jugendlichen immer gesagt haben: Wo steht denn das? - also die Glaubenssätze.
Und wenn wir dann gesagt haben: da und da in der Bibel, haben sie gesagt, ihr müsst
das aufschreiben. Denn die meisten jungen Leute kennen die Bibel nicht mehr und haben
aber ein echtes Interesse an der Bibel entwickelt. So entstand eben auf die Dauer
die Idee der Marginalspalten, wo Bibelzitate sind und Zitate von Wissenschaftlern,
Dichtern, Theologen, Kirchenvätern und Heiligen, so dass es zusätzlich noch eine spirituelle
Schatzkiste und ein theologisches Wörterbuch geworden ist.“
Bereits fertiggestellt
ist die deutsche iPad-Applikation zum YouCat. Bei der Generalaudienz an diesem Mittwoch
überreichten Jugendliche dem Papst nicht nur ein gedrucktes Exemplar des Jugendkatechismus,
sondern auch ein Smartphone mit einer neuen Applikation zum Lesen des YouCat auf dem
Mobiltelefon. In der kurzen Begegnung auf dem Petersplatz stellten die Teenager dem
Papst die Anwendung für das multimediale Mobiltelefon vor. Benedikt XVI., der am Samstag
84 Jahre alt wird, probierte die Applikation anschließend selbst aus. (rv 13.04.2011
pr)