2011-04-13 13:30:02

D/Italien: Kunst aus Bayern in Rom


RealAudioMP3 Wirklichkeit und Leben ist Kunst. Unter diesem Motto stellen derzeit ein dutzend Künstler aus Bayern in der römischen Basilika Santa Maria degli Angeli e dei Martiri an der Piazza della Repubblica aus. Das ganze findet zu Ehren des sechsten Jahres des Pontifikats von Papst Benedikt XVI. statt. Am vergangenen Dienstag ist die Ausstellung vom Präsidenten des Päpstlichen Kulturrates, Kardinal Gianfranco Ravasi, und dem Regensburger Bischof Gerhard Ludwig Müller eröffnet worden. Für Radio Vatikan hat Alex Kofler die Ausstellung besucht:

Zwei überlebensgroße, stromlinienförmige Engelsflügel grüßen am Eingang der Ausstellung. Weitere Plastiken, Installationen, Malereien und Zeichnungen der bayrischen Künstler stehen im mächtigen Querschiff, das von einem der größten Künstler und Baumeister der Geschichte entworfen worden ist. Unter der Leitung Michelangelos ist die Basilika im 16. Jahrhundert aus den antiken Thermen des Diokletian hervor gegangen. Alfred Böschl, früher als Designer für Porsche tätig, hat die Flügel für die Ausstellung geschaffen.

„Das klingt für manche befremdlich. Wenn sie einen Kotflügel oder einen Spiegel anschauen, das ist Gestaltung. Letztendlich ist es der Flügel eines Kotflügels, eines Spiegels oder einer Außenform. Da gibt es ganz viele Parallelen. Es ist alles einfach feine Gestaltung.“

Design und Kunst haben für Böschl dieselben hohen Ansprüche und fänden sich beide letztlich wieder. Die Säkularisierung der Kunst, also die Trennung von der Kirche, habe sich außerdem sowieso nie vollständig durchgesetzt.

„Ganz hat sich die Kirche nie losgesagt. Man darf nicht vergessen, unsere ganze westliche Kultur baut auf dem Instrumentarium der Klöster auf. Sie haben das Land urbar gemacht, Wein gezüchtet, sie haben Bier getrunken und sie haben die Kunst gefördert. Sie haben ganz einfach alles kultiviert.“

Einen Bezug zur abendländischen kirchlichen Kultur findet sich auch in den Arbeiten der Malerin Anette Beisenherz. In den Bildern der jungen Mutter findet sich das Motiv der Madonna wieder.

„Ich habe eine Idee von der Beziehung zwischen Mutter und Kind oder Vater und Kind im Kopf. Ich versuche, dem eine Form zu geben. Das sind jetzt drei Varianten. Das eine heißt „Safety on board“, und stammt letztendlich aus diesen Flugzeugkarten, wobei man immer aufpassen muss, was passiert, wenn der Ernstfall eintritt. Da wirft sich die Mutter über das Kind, also diese überbeschützende Mutter – nicht unbedingt eine Madonna, es sind Mütter und Kinder dargestellt – aber es geht um die Beziehung zwischen den beiden.“

Dass mit einer Madonna in der Kunst nicht immer nur eine Frau gemeint sein muss, zeigt die Künstlerin im dritten Teil ihres Triptychons:

„Der Schneekönig: Das ist aus dem Bekanntenkreis ein Papa mit seinem Kind. Ich komme vom Prenzlauer Berg (bürgerlicher Stadtteil in Berlin mit hoher Kinderrate, Anm.), und da die Erziehung der Väter inzwischen eine sehr große Rolle spielt und die Mütter inzwischen auch berufstätig sein dürfen, sind mancher meiner Madonnen männlich. Also einfach ein Mann, der sein Kind noch in den Armen hält, aber es laufen lernen, eine Spur in den Schnee setzen lässt.“

Nichts Figürliches wie eine Madonna, Quelle der Inspiration ist für den Münchner Künstler Manfred Mayerle vielmehr die Linie. Dafür arbeitet er mit viel Farbe, die er in großen Flächen auf Leinwände aufträgt.

„Für mich ist die Linie Thema. Und die Farbe Thema. Das sehen Sie an den Arbeiten, wo letztlich schon durch das Zusammenfügen von zwei Leinwänden eine Linie entsteht. Und diese Linie zu thematisieren, mit Farbe, das ist das, was mich interessiert. Ich lege Schicht für Schicht Farben übereinander, und an den Rändern ergeben sich Frequenzen, die eigentlich die Zeit manifestieren, die man braucht, um so eine Arbeit entstehen zu lassen. Also das Thema Zeit spielt dabei eine ganz große Rolle.“

Gerade in dieser Basilika gibt die Linie ein bestimmtes Thema vor. Entlang der Ausstellung verläuft am Boden ein mehr als 45 Meter langer Meridian, der um 1700 von Papst Clemens XI. in Auftrag gegeben wurde, um als Bezugspunkt für den Gregorianischen Kalender zu dienen.

„Ich glaube, dass die Linie immer Orientierung gibt. Ganz gleich, ob sie nun in den Boden eingelassen ist, ob es nun eine Wegeführung ist, ob sie Zeit dokumentiert oder den Jahresrhythmus wie hier oder ob sie eine Schichtung gibt, ob sie horizontal ist oder vertikal, das sind ganz grundlegende Unterschiede. Und da ist die Linie selber die Linie, und nicht letztlich etwas Beschreibendes.“

An diesem Mittwoch treffen die bayerischen Künstler im Rahmen der Generalaudienz den Papst. Alfred Böschl sieht in der Beziehung zwischen Kunst und Kirche ein riesengroßes Potential. Er freut sich schon auf das Treffen mit seinem berühmten Landsmann aus Marktl am Inn, dem er einen Katalog der Ausstellung übergeben wird:

„Wir als Bayern kennen ihn ja besonders gut, wir als Regensburger im Besonderen. Er stand natürlich der Kunst immer nahe. Wie weit jetzt der Papst Benedikt noch mehr für uns Künstler tun könnte, weiß ich nicht, der hat einfach keine Zeit dafür. Aber dass da noch mehr passieren könnte, das kann ich mir schon vorstellen. Die Kirche könnte davon mehr profitieren.“

Die Exponate der bayerischen Künstler in der Basilika Santa Maria degli Angeli e dei Martiri an der Piazza della Repubblica in der Nähe des Bahnhofs Termini kann noch bis zum 15. Mai 2011 besucht werden. Geöffnet ist die Kirche an allen Tagen in der Zeit von 7 bis 18 Uhr.
(rv 13.04.2011 ak)








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