In Zeiten einer europäischen
Wertekrise sind die Kirchen nach den Worten des orthodoxen Metropoliten von Österreich,
Michael Staikos, mehr denn je gefordert, ihren Beitrag für die Zukunft des Kontinents
zu leisten. Werte wie Moral, Familie und Ehe seien in eine Krise geraten, so Staikos
am Rande einer Podiumsdiskussion in Wien:
„Ich glaube das ist eine große
Herausforderung aber zugleich auch eine große Aufgabe für die Kirchen in der nächsten
Zukunft; wenn man Europa nicht nur als ein Bündnis von Staaten mit persönlichen und
militärpolitischen Interessen haben will, sondern auch mitgetragen vom christlichen
Geist, der die europäische Kultur geprägt hat.“
Gerade die orthodoxen Kirchen
hätten einen wichtigen Beitrag für Europa zu leisten. Vier Länder der EU seien schließlich
fast ausschließlich orthodox geprägt: Griechenland, Zypern, Rumänien und Bulgarien.
Selbstkritisch hob Staikos das Problem des orthodoxen Nationalismus hervor, der überwunden
werden müsse. „Nationalistische Tendenzen in der orthodoxen Kirche sind zu verwerfen“,
so Staikos wörtlich.
Dass trotz der Abwendung vieler Menschen von der Kirche
ein Bedarf an Spiritualität gegeben ist, zeige sich am Boom der „Pseudoreligionen“:
„Die Tatsache, dass heute Tausende von Menschen in Pseudoreligionen und
Sekten Zuflucht finden bedeutet, dass der Faktor Glaube nicht aus der Seele und dem
Geist der Menschen erloschen ist, sondern dass diese Sehnsucht immer vorhanden ist.
Und es ist die Aufgabe der Kirchen, ihre Türen zu öffnen, damit Menschen, die spirituell
"Flüchtlinge" sind, eine Zuflucht und eine Heimat finden.“