Der „arabische Frühling“ ist „ein klares Signal der Hoffnung“ nach jahrzehntelangen
diplomatischen Engpässen und Konflikten im Mittleren Osten und Nordafrika. So beurteilte
der Verbund der Bischofskonferenzen des EU-Raumes (COMECE) die gegenwärtige Situation
und forderte gleichzeitig mehr und „konkretere“ Solidarität zwischen den EU-Mitgliedsstaaten.
Nur so könne man den Zustrom von Migranten und Flüchtlingen bewältigen. Die EU solle
dabei helfen, die Situation in diesen Ländern zu verbessern. Dies könne durch die
Entwicklung neuer Instrumente gelingen, „die die Modernisierung und Demokratisierung
dieser Gesellschaften nachhaltig unterstützen“, hieß es in einer Erklärung anlässlich
der am Freitag zu Ende gegangenen COMECE-Frühjahrsvollversammlung in Brüssel. „Die
Volksaufstände in Tunesien, Ägypten, Libyen und anderen arabischen Ländern erheben
den legitimen Anspruch auf Freiheit und Menschenwürde für Millionen von Menschen“,
so die Bischöfe. Sie ermutigten die Bürger in diesen Ländern, für die Einhaltung der
Grundrechte und der Demokratie einzutreten. Besonders denke man dabei an die jüngere
Generation, „die in all diesen Ländern eine führende Rolle beim Beginn des Aufstands
und dessen mutiger, friedlicher und ökumenischer Organisation gespielt hat“. Gleichzeitig
sollte die EU in diesen Ländern stärker betonen, dass alle Bürger, unabhängig ihrer
ethnischen oder religiösen Herkunft, die gleichen Rechte haben. Unter Berufung
auf die Schlussfolgerungen der Synode zum Mittleren Osten sei man der Auffassung,
dass Christen, „genauso wie alle anderen Bürger, die einer anderen Religionsgemeinschaft
angehören“, verantwortungsbewusste Bürger ihres Landes seien. Die Bischöfe riefen
sie dazu auf, „auf der Grundlage ihres Glaubens, zum demokratischen Wandel beizutragen“.
„Die wachsende Unsicherheit und Bedrohung, denen christliche Minderheiten in der
arabischen Welt zunehmend ausgesetzt sind, dürfen nicht toleriert werden“, erklärten
die Bischöfe. Man sei auch besorgt darüber, „wie religiöse Minderheiten in Europa
gelegentlich behandelt werden“. Die Geistlichen riefen „alle Bürger, insbesondere
Christen, und die politischen Verantwortungsträger dazu auf, den Dialog der Kulturen
und Zivilisationen in Europa wie in der ganzen Welt zu fördern“. Die Bischöfe
wollten ihrerseits durch einen regelmäßigen Austausch mit den Bischofskonferenzen
in Nordafrika und im Mittleren Osten unterstützend tätig sein. Auch wolle man zur
gemeinsamen Reflexion von Christen und Muslime in diesen Ländern ermutigen, hieß es
in der Erklärung. Ebenso sollten soziale und politische Bildung junger Menschen in
Nordafrika und im Mittleren Osten gefördert werden. Das Schwerpunktthema der von
6. bis 8. April stattgefundenen COMECE-Frühjahrsvollversammlung lautete „Die christlichen
Kirchen in Maghreb und Mashrek“. Im Rahmen der Tagung hatten die Bischöfe auch Experten
aus der arabischen Welt und aus europäischen Institutionen angehört. (kap 10.04.2011
mc)