Im Vatikan sind viele
bestürzt über die immer neuen Tragödien im Mittelmeer: Flüchtlingsboote versinken
auf ihrer riskanten Überfahrt von Afrika nach Europa, Hunderte sterben in den Fluten,
Leichen werden in Nordafrika an die Küsten gespült. „Sicher sind Abertausende von
Unbekannten in den letzten Jahren im Mittelmeer verschwunden“, meint Papstsprecher
Pater Federico Lombardi. Den Jesuiten, der auch Radio Vatikan leitet, erinnern die
Dramen an die Zehntausenden von vietnamesischen Bootsflüchtlingen, die Anfang 1979
im Meer ertranken.
„Eine Flucht vor dem Hunger, vor einer unmenschlichen
Armut, vor Unterdrückung, Gewalt, Krieg – und dafür nehmen diese Menschen das Risiko
in Kauf, in den Fluten unterzugehen, ohne Spuren zu hinterlassen, ja selbst ohne dass
sich noch irgendjemand an ihre Namen erinnert. Man spricht in diesen Tagen oft von
einem namenlosen Schmerz – aber das Mitgefühl fordert von uns, nicht zu vergessen
und das Gedächtnis zu bewahren. Diese Geschichte ist auch die unsere!“
Lombardi
erinnert an die Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem in Jerusalem: ein „Memorial der
Namen“. Auch im Holocaust – das habe Benedikt XVI. in Yad Vashem gesagt – hätten viele
ihr Leben verloren, „aber sie werden niemals ihre Namen verlieren: Diese sind eingeritzt
in die Herzen ihrer Angehörigen, der Überlebenden und aller, die entschlossen sind,
einen solchen Horror nie wieder zuzulassen. Vor allem sind ihre Namen unauslöschlich
ins Gedächtnis des allmächtigen Gottes eingeschrieben“.
„Mögen all diese
Leiden niemals geleugnet, verniedlicht oder vergessen werden! Und möge jeder Mensch
guten Willens wachsam sein, damit sich solche Tragödien niemals wiederholen! Es geht
darum, den absurden Hass auszulöschen, der zur Shoah geführt hat – aber auch darum,
dass wir uns jetzt engagieren, um die Ungerechtigkeiten, die Gleichgültigkeit und
den Egoismus auszulöschen, die dazu führen, dass allzuviele Menschen auf der Suche
nach einem menschlicheren Leben im Meer ertrinken. Gott erinnert sich an sie – lasst
uns das ebenfalls tun!“