2011-04-08 11:28:41

Welt-Roma-Tag: Eine Stimme aus dem Lager


RealAudioMP3 Auf diesen Freitag fällt der internationale UNO-Tag der Roma. Auf den Tag genau vor 40 Jahren ist in London mit der „Romani Union“ die erste weltweite Organisation dieser Volksgruppe gegründet worden. Seitdem wird jedes Jahr am 8. April auf die Situation der Roma und Sinti aufmerksam gemacht, die auch heute noch in vielen Ländern Europas Opfer von rassistischer Gewalt sowie sozialer und politischer Ausgrenzung sind. So auch in Italien: In Rom sind vor etwas mehr als einem Jahr tausende Roma in Lager außerhalb der Stadt gebracht worden. Einer dieser Roma bittet jetzt auch die Kirche und den Papst um Hilfe. Für Radio Vatikan berichtet Alex Kofler:

Es war im Februar vergangenen Jahres, als die römische Stadtverwaltung eines der größten Roma-Lager Europas, das Casilino 900, räumen hat lassen. Die meisten ehemaligen Bewohner sind nach Salone gebracht worden, in ein Containerlager am Stadtrand mitten im Nirgendwo. Rund 1.000 Menschen leben mittlerweile in dem Lager, von einem hohen Zaun umgeben und flächendeckend von der Polizei mit Kameras überwacht. Einer dieser Bewohner ist Najo Azdovic, der wie viele seiner Landsleute Anfang der 90er Jahre vor dem Bürgerkrieg im ehemaligen Jugoslawien nach Italien geflohen ist. Trotz allem hat er die Hoffnung nicht aufgegeben:

„Die Hauptstadt Rom beginnt sich heute zu ändern. Auch die Italiener selbst beginnen zu verstehen und ihre Haltung zu ändern, die ja in Hinblick auf die Roma sehr verschlossen war. Es ist ein sehr schwerer Weg mit vielen Hindernissen, aber er ist machbar. Und hier möchte ich einen Appell an die Bischöfe, an den Heiligen Vater und an alle richten, uns zu helfen, damit unsere Kinder ein besseres Leben haben können.“

Mittlerweile haben die Roma mit den römischen Behörden einen Kompromiss erreicht: Jeder, der keine Straftaten begangen hat und der sich bei den Behörden hat registrieren lassen, bekommt im Gegenzug eine befristete Aufenthaltsgenehmigung für ein Jahr. Und das ist die Voraussetzung dafür, um legal arbeiten zu können.

„Das große Problem hier und in allen anderen Lagern ist die Arbeitslosigkeit. Die Frage ist, wie junge Leute und auch Frauen Arbeit finden können. Das ist ein großes Problem. Mittlerweile haben wir hier verschiedene Arbeitsgruppen gebildet. Es gibt Gruppen, die sich für die Schulbildung der Kinder kümmern. Dann gibt es die bosnischen Arbeitsgruppen, die hauptsächlich dafür zuständig sind, die Lager sauber und sicher zu halten; einige davon arbeiten auch als Gärtner.“

Diese Arbeitsgruppen stehen noch am Beginn und haben viel Unterstützung nötig, so Azdovic. Wichtig sei die Beschäftigung vor allem für die Glaubwürdigkeit der Roma, damit auch andere Firmen und Unternehmen Vertrauen schöpfen können.

Mit rund zwölf Millionen Menschen sind Roma und Sinti die größte ethnische Minderheit Europas. Nach Angaben der europäischen Agentur für Menschenrechte gehören Roma zu den am meisten von Armut, Arbeitslosigkeit und Analphabetismus betroffenen Gruppen in Europa.
(rv 08.06.2011 ak)








All the contents on this site are copyrighted ©.