Nigeria/Österreich: Obiora Ike mahnt zu Religionsfreiheit
Zeitgleich zu den
Wahlen in Nigeria, die bis Ende April dauern, ruft der Theologe und Generalvikar von
Enugu, Obiora Ike, zum Schutz der Religionsfreiheit in seinem Land auf. Christen seien
in seinem Heimatland nach wie vor schweren Diskriminierungen ausgesetzt, berichtete
Ike bei einem Pressegespräch in Wien, wo er sich derzeit auf Einladung der Hilfswerke
„Christian Solidarity International“ (CSI) und „Kirche in Not“ aufhält. An diesem
Freitag nimmt der in Innsbruck ausgebildete Priester mit Kardinal Christoph Schönborn
am traditionellen „Schweigemarsch für Christen in Not“ durch die Wiener Innenstadt
teil. „In unserem Land, wo die Verfassung offiziell Religionsfreiheit bietet,
haben wir de facto in zwölf von insgesamt 36 Bundesländern ein anderes Gesetz, was
gegen die Verfassung verstößt. Die Scharia ist grundlegende Rechtsquelle in den Verfassungen
der nördlichen Bundesländer Nigerias. Das ist ein Konflikt! Ein anderer Punkt ist,
dass Christen in diesen Landesteilen immer noch kein Land zur Verfügung gestellt bekommen
für den Bau von Kirchen.“ Auch bei der Arbeitssuche und der Aufnahme von Krediten
hätten Christen in nigerianischen Bundesländern mit geltender Scharia Probleme, so
Ike – auch in den Regionen, in denen sie den Muslimen zahlenmäßig überlegen seien.
Weitere sechs Bundesstaaten wollten nun ebenfalls ihre Gesetzgebung umstellen, berichtet
der Geistliche, was jede Menge Konflikte mit sich bringe. Nigeria stehe auch als Mitglied
der „International Organisation of Islamic Countries“ außerhalb der religiös neutralen
Staatenwelt; 1985 sei das Land offiziell als „islamischer Staat“ anerkannt worden. Immer
wieder kam es in den letzten Monaten vor allem in Jos, der Hauptstadt des Bundesstaates
Plateau im Norden des Landes, zu blutigen Konflikten zwischen Christen und Moslems
– zuletzt im Januar 2011 und an Weihnachten 2010, als vier Bomben in der Stadt hochgingen,
darunter eine in der Nähe einer katholischen Kirche. Lokale Beobachter unterstreichen,
dass es dabei nicht vorrangig um religiöse Zugehörigkeit gehe, sondern um den Zugang
zu Land, Ressourcenverteilung und ethnische Herkunft. Ike interpretiert die Auseinandersetzungen
dennoch vorrangig als religiösen Konflikt: „In Nigeria sind zum Beispiel auf
einen Schlag dreitausend Menschen in Jos gestorben - wegen religiöser Auseinandersetzungen.
Wir haben innerhalb von zehn Jahren über 12.000 Menschen wegen religiöser Auseinandersetzungen
verloren! Laut Statistik ist Nigeria damit das Land mit den meisten Opfern wegen direkt
religiöser Konflikte.“ Christen seien dazu aufgefordert, diese Situation öffentlich
bekanntzumachen, mahnt Ike. Frieden sei nur erreichbar, wenn Religions- und Gewissensfreiheit,
Menschenrechte und Menschenwürde garantiert seien. Dazu müssten auch die Europäer
die Stimme erheben. Mehr Solidarität der Österreicher mit verfolgten Christen
weltweit forderte Kardinal Christoph Schönborn. Fast täglich gebe es Berichte über
„grausame Unterdrückung, Inhaftierung oder Ermordung von Christen“ vorwiegend in islamischen
Ländern, so der Wiener Erzbischof wörtlich in seiner regelmäßigen Freitags-Kolumne
in der Tageszeitung „Heute“. Christen könnten und dürften nicht schweigen, wenn Christen
in anderen Ländern verfolgt werden, so der Erzbischof. Der „Schweigemarsch“ durch
die Wiener Innenstadt wird jährlich eine Woche vor Beginn der Karwoche von der Hilfsorganisation
CSI-Österreich veranstaltet.