Chorleiter Frisina: „Einen Musiker inspirieren keine kleinen Dinge“
Pompös und feierlich
soll sie werden, die Seligsprechung von Johannes Paul II. : Genau das liegt Monsignor
Marco Frisina, dem Leiter des Chors und Orchesters der Diözese Rom, ganz besonders
am Herzen. Er geht noch einmal die Hymne durch, die er für den Tag der Seligsprechung
komponiert hat. „Das ist das Stück, das man bei der feierlichen Enthüllung des
Gobelins hören wird und das ihm gewidmet ist: In der Hymne wollte die großen Momente
seines Pontifikates verarbeiten, wie in einem Porträt. Die Einleitung wird auf Latein
gesungen, der Refrain liegt in allen Sprachen vor und geht über Johannes Pauls Motto
„Habt keine Angst und öffnet Christus Tür und Tor“. Und dann erinnern die einzelnen
Strophen jeweils an verschiedene Facetten dieses Papstes: er war Zeuge der Hoffnung,
Vater der Jugend, Zeuge des Glaubens, Geliebter des Lebens usw.“ Frisina ist
zusammen mit dem vatikanischen Zeremonienamt für die gesamte musikalische Gestaltung
der liturgischen Feierlichkeiten zuständig, die sich über drei Tage erstrecken. Zwei
Chöre und zwei Orchester wirken mit vereinten Kräften daran mit, darunter der Chor
der Capella Sixtina und das Orchester des römischen Konservatoriums Santa Ceclia.
Wichtigster Moment ist natürlich die Seligsprechung am ersten Mai, aber dann ist da
ja noch das Rosenkranzgebet am Vorabend im Zirkus Maximus und die erste Messe für
den neuen Seligen am 2. Mai, die von Kardinalstaatssekretär Tarcisio Bertone begangen
wird. „Ich habe mich erschrocken, als ich vom Datum der Seligsprechung erfuhr,
es gibt ja so viele Liturgien und dann vorher noch Ostern. Aber nun gut, ich bin inzwischen
an einem ganz guten Punkt, muss natürlich nochmal alles durchgehen und ab 13. April
proben wir ja dann alle zusammen. Angst habe ich aber nicht, ist ja nicht das erste
Mal. Die Zusammenarbeit macht Spaß. Und eine Seligsprechung ist natürlich ein emotional
ganz besonderer Moment.“ Fachmännisch geht der Musiker nochmal seine Partituren
durch. Vor ihm liegen Noten, Notizen und Berge von Büchern zu Kirchenmusik, Wagner
und Pendereschi. Was inspierierte Papst Johannes Paul II. - welche Musik mochte er
am liebsten? „Er hatte einen vielfältigen Musikgeschmack, denn er war ja zuerst
Dichter und ist in seinem Herzen immer ein Dichter geblieben. Er liebte die Musik
an sich, verschiedene Richtungen: von Pendereschi bis hin zur Musik der Jugend, von
großer Klassik bis zur Populärmusik, auch der seines eigenen Heimatlandes. Ich glaube,
er sah in der Musik wie in der Dichtung ein Instrument der Evangelisierung. Das hat
er mich gelehrt. Ich habe von ihm gelernt, dass die Evangelisierung jeden Aspekt erfassen
muss. Musik spricht alle Sprachen, öffnet alle Herzen.“ Hat Monsignor Frisina
mit Papst Benedikt XVI. persönlich über die Seligsprechungs-Zeremonie gesprochen? „Nein,
ich habe nur mit dem Zeremonienmeister Kontakt, nicht direkt mit dem Papst. Es gibt
natürlich Dinge zu befolgen, die das päpstliche Zeremonienbüro, also das Amt für die
liturgischen Feiern des Papstes, vorgibt. Wir machen denen Vorschläge und sie nehmen
die meistens an. Wir schlagen ja auch keine komischen Dinge vor! Ich habe allerdings
versucht, die Wünsche Benedikts zu interpretieren und auf seine musikalische Sensibilität,
seine Kompetenz und seine poetische Seite zu reagieren. Wir kennen ja seine Raffinesse
und die Tiefe, mit der er solche Dinge erlebt…“ (rv 07.04.2011 pr)