Zum ersten Mal im
Pontifikat Benedikts ist eine Frau einzige Autorin der Meditationen für den Kreuzweg
am Kolosseum: Die Augustiner-Emeritin Maria Rita Piccione hat die Texte geschrieben,
die am Karfreitag 2011 im Beisein von Papst Benedikt XVI. am römischen Kolosseum vorgetragen
werden. Mit einer einfachen Sprache will die Ordensfrau aus dem römischen Kloster
„Santi Quattro Coronati“, wie sie uns in einem Interview verrät, möglichst viele Menschen
erreichen.
„Ich habe die Texte als Gebete geschrieben, Gebete des Herzens,
das vom Wort Gottes berührt worden ist. Während ich im Geist Jesus auf seinem Kreuzweg
folgte, hatte ich nicht nur die Gläubigen im Sinn, sondern alle Menschen. Mein Hinschauen
und Hinhören hat sich auf dieses Niveau eingependelt: das Niveau des menschlichen
Herzens. Denn das Herz ist wie ein Mikrokosmos: wie ein Labor, wo das entschieden
wird, was sich dann in der Welt ereignet. In meinen Meditationen gehe ich nicht so
sehr auf die Dramen dieser Welt ein – etwa das Drama in Japan oder die Aufstände im
Nahen Osten – als vielmehr auf die Wurzel dieser Dramen. Die Wurzeln der menschlichen
Dramen sind in unserem Herzen.“
Schwester Maria Rita Piccione, deren Kloster
übrigens nur wenige Schritte vom Kolosseum entfernt liegt, findet es wichtig, dass
wir in unseren Herzen „die Verantwortung und Solidarität für alles entdecken, was
in der Welt passiert – selbst wenn wir fern von den Geschehnissen sind“. Keiner stehe
in Wirklichkeit dem fern, was die Menschheit betreffe.
„Das ist eine Botschaft
der Einfachheit, und darum hätte ich es gerne, wenn beim Vorlesen dieser Texte am
Kolosseum auch ein Kind dabei sein könnte – um in diesem Gebet der Kirche auch den
Kindern eine Stimme zu geben, die so oft in ihrer Würde verletzt und ausgenutzt werden.
Damit meine ich nicht nur Missbrauchs-Fälle, von denen so viel gesprochen worden ist...
denn das Feld ist sehr viel weiter und betrifft die ganze Menschheit.“