Ein Popmusiker namens
Michel Martelly soll nächster Präsident von Haiti werden. Nach den offiziellen Zahlen
der Wahlkommission, die jetzt vorgelegt wurden, haben bei den Wahlen vor drei Wochen
68 Prozent der Wahlberechtigten für „Sweet Micky“ gestimmt. In genau zehn Tagen soll
er das höchste Staatsamt vom derzeitigen Präsidenten René Préval übernehmen. Keine
besonders schöne Aussicht, findet Michael Huhn vom Lateinamerika-Hilfswerk „Adveniat“
im Gespräch mit dem Kölner Domradio.
„Ich halte ihn nicht für erfahren genug
– obwohl Martelly durchaus in der Politik seine Hand im Spiel hatte, nämlich als ein
Vertrauensmann der Schergen der Militärdiktatur Anfang der neunziger Jahre. Dass er
kein ausgewiesener Karrierepolitiker ist, hat er für sich selbst immer als eine Stärke,
nie als eine Schwäche bezeichnet. Sein Leitsatz im Wahlkampf war: Es kommt auf den
Mann an, nicht auf den Plan.“
Martelly hat sich bislang als Mann der Jugend
und der Ausgeschlossenen präsentiert, gleichzeitig aber betont, er wolle eng mit dem
Ausland zusammenarbeiten, also nicht die Abgrenzungspolitik des früheren Präsidenten
Aristide fortsetzen. Wobei er gleichzeitig die Abhängigkeit des Landes von auswärtiger
Hilfe aufbrechen möchte.
„All das klingt als Idee nicht falsch – die große
Frage ist, wie er das hinbekommen will. Da ist es auch die Frage, wer seine Berater
im Hintergrund sind, denn die braucht er... Gewiss sind es diejenigen, die seinen
sehr teuren Wahlkampf bezahlt haben, denn er hat ja seinen Wahlkampf durch eine spanische
Agentur steuern lassen, die richtig teuer ist... Und da stellt sich natürlich die
Frage, wer das alles finanziert. Die, die das finanziert haben, haben das nicht aus
Jux und Dollerei gemacht, sondern die wollen jetzt Gegenleistungen!“