Der neue Sekretär der Missionskongregation – ein Chinese – sieht immer mehr „Opportunisten“
in den Reihen der chinesischen Bischofskonferenz. Das liege daran, dass in letzter
Zeit häufiger „Kompromisskandidaten“ die Bischofsweihe erhielten, meinte Bischof Xavier
Hon Tai-Fai im Gespräch mit der katholischen italienischen Tageszeitung „Avvenire“.
Es sei zwar richtig, dass Rom sich bemühe, „illegitime Bischofsweihen zu verhindern“.
Doch müsse der Heilige Stuhl die Bischofskandidaten aufmerksamer unter die Lupe nehmen
– umso mehr, als das Regime „sehr gut ausgebildete Beamte hat, die geschickte Verhandler
sind“. Der Vatikan müsse bei solchen Personalfragen versuchen herauszufinden, „ob
die Regierung wirklich eine Vereinbarung mit dem Heiligen Stuhl will oder nicht“.
Hon Tai-Fai ist der erste Chinese auf dem Posten des zweiten Manns in der vatikanischen
Missionskongregation. – Auch der emeritierte Bischof von Hongkong, Kardinal Joseph
Zen, sprach vor einigen Tagen von einem „katastrophalen“ Zustand der Kirche in China.
Das liege zum einen an der „harten Politik Pekings“, aber zum Teil auch an der Politik
des Vatikans: Sie gleicht in Zens Augen „der verheerenden Ostpolitik von Kardinal
Casaroli“. Im Vatikan dominierten Kräfte, die vor allem auf einen Ausgleich mit dem
Regime in Peking bedacht seien. Agostino Casaroli, einer der wichtigsten Vertreter
der Ostpolitik von Papst Paul VI., war Kardinalstaatssekretär unter dem polnischen
Papst Johannes Paul II.